NEUE STÜCKE

  

  

NEU

DER GROSSE VORSITZENDE SPRICHT,

GEHT UND SITZT TADELOS

 

Stück von

BEA ABENDROTH

 

2 D, 1 H (1 Darst.) / 1 Dek.

UA frei

 

Ein paar Stunden noch bis zum großen Showdown – die Präsidenten der drei bedeutendsten Supermächte befinden sich im Anflug auf einen Krisen-Gipfel; die Welt hält den Atem an. Alles ist bestens vorbereitet, organisatorisch muss nur noch eine finale Freigabe für die Räumlichkeiten erfolgen, in denen das Treffen stattfinden soll. Was eigentlich reine Formsache sein könnte, entpuppt sich schnell als unlösbarer Konflikt. Es wird mit harten Bandagen gekämpft, über und unterhalb der Gürtellinie, bis die Situation endgültig eskaliert. Und sich zwangsläufig die Frage stellt: Was passiert eigentlich, wenn keiner der drei seine Unterschrift leistet? Dürfte ja eigentlich nicht der Weltuntergang sein … oder doch?

 

»Der Große Vorsitzende spricht, geht und sitzt tadellos« ist eine politisch höchst inkorrektes Stück, das vor Sprachwitz und Situationskomik sprüht. In einem wilden Schlagabtausch wird deutlich, dass auch das sonst so strahlend glatt gewienerte politische Parkett seine Stolperfallen bereithält.

 

 

 

GESPRÄCHE AUF DER TREPPE

(L’estinzione della razza umana)

   

Stück von

EMANUELE ALDROVANDI

 

2022: Unter den drei Texten der Auswahl des Italienischsprachigen Komitees von Eurodram 

 

Deutsch von Sabine Heymann

2 D, 3 H (Mehrfachbesetzung) / 1 Dek.

UA 18. Mai 2022 Teatro Gobetti, Turin

DSE frei

   

Aldrovandi ist ein geschickter und anerkannter Dramatiker, der in den letzten zehn Jahren sowohl im Theater als auch im Kino zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. Dieses Werk ist eine Art Exorzismus unserer Gegenwart und hilft uns, sie mit einem Hauch von groteskem Surrealismus zu verarbeiten. In einer Welt, die in frenetischen und unmenschlichen Rhythmen gefangen ist, die dem Denken und der Selbstbeobachtung die Zeit rauben, friert die Ankunft eines Virus, der die Menschen in Truthähne verwandelt, alles ein und verzerrt es, und die beiden Protagonisten der Geschichte finden sich im Flur eines Gebäudes wieder, wo sie von Fragen, Frustrationen und Ängsten heimgesucht werden.

 

  

  

NEU

DIE DICKSTE FRAU DER WELT

(La donna più grassa del mondo)

 

Stück von

EMANUELE ALDROVANDI

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D, 2 H / 1 Dek.

UA 2018 MaMiMò, Mailand, Regie Angela Ruozzi

DSE frei

   

Ein großer Riss bedroht die Sicherheit des Hauses, in dem die Protagonisten dieser Geschichte leben, aber nur einer von ihnen scheint darüber besorgt zu sein: es ist der Mann unten, der seit Monaten versucht, das Nachbarspaar davon zu überzeugen, die Renovierungsarbeiten durchzuführen. Das Problem ist, dass der Riss direkt unter dem Sofa der dicksten Frau der Welt liegt, die vierhundertsechzig Kilo wiegt und sich nicht bewegen kann. Die einzige Chance, die Arbeit zu übernehmen, bestünde darin, dass der Ehemann sie davon überzeugt, abzunehmen, aber das Glück, das ihr das Essen bringt, ist zu groß, als dass die Frau es aufgeben könnte. In einer Zeit, in der es so scheint, als habe unsere Gesellschaft ihren maximalen Grad an Wohlbefinden erreicht, führt uns diese Komödie durch eine groteske und paradoxe Figur dazu, über die Fähigkeit des Menschen nachzudenken, sich einen alternativen Weg zum Glück vorzustellen, der ihn nicht zur Selbstzerstörung verdammt.

 

  

NEU

ISABEL GREEN

(Isabel Green)

 

Monolog von

EMANUELE ALDROVANDI

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D

UA 22. Januar 2018 Teatro Elfo Puccini, Mailand, Regie Serena Sinigaglia

DSE frei

   

Leben wir in einer Burnoutgesellschaft? Isabel Green, ein großer Hollywoodstar, hat gerade ihren ersten Oscar für die »beste weibliche Hauptrolle« gewonnen. Sie steht auf der Bühne des Dolby Theater, in der Hand hält sie die Statue, von der sie seit ihrer Kindheit geträumt hat. Sie müsste auf dem Gipfel des Glücks sein, doch etwas stimmt nicht mit ihr. Während sie äußerlich Begeisterung und Verlegenheit mimt, trägt sie ein innerlicher Gedankensturm weit weg, in eine einsame Dimension, in der die Überlegungen über ihr eigenes Leben und der Versuch, die aktuelle Situation zu meistern, zu einem tragikomischen Höhepunkt führen, der mit allen Konventionen zu »Dankesreden« bricht und die Fundamente ihrer eigenen Existenz in Frage stellt.

 

 

 

UNTER UNS

 

Stück von

INGRUN ARAN

 

3 D, 2 H, 1 Nebenrolle

(Doppelbesetz. möglich) / Einheitsdek.

UA frei

 

Lena kehrt zweimal heim. Einmal an das Sterbebett des stets unnahbaren Vaters Karl, schon jung traumatisiert vom Krieg; und zu seiner Beerdigung. Ungesagtes steht zwischen ihnen, und auch gegenüber der Mutter. Einer Frau, die Mann und Kind gegenüber stets reserviert war, und nach deren Willen es immer zu laufen hatte. Lena, das Kind und die erwachsene Frau, kehrt mit zwiespältigen Gefühlen in ihr Elternhaus zurück. Und doch wird keiner sagen, was er eigentlich denkt und will. Es ist doch so viel einfacher, den Schein zu wahren und den Konflikt zu meiden. Auch gegenüber der Stieftochter Karls und deren unliebsamen Gatten, der sich dennoch hingebungsvoll um den Sterbenden kümmert. Bis dann doch die Momente kommen, wo die eigene Wahrheit aus einem Familienmitglied herausbricht; ob sie erhört wird, steht auf einem anderen Blatt.

 

Die Eltern-Kind Problematik, unverarbeitete Konflikte, Ernüchterung und Verbitterung, Resignation über den eigenen Lebensweg – alles universelle Themen, mit denen sich jeder unweigerlich auseinanderzusetzen hat.

 

 

 

 

DER KOLUMNISTAuburn David

(The Columnist)

 

von DAVID AUBURN

 

Deutsch von Hagen Horst

2 D, 5 H / var. Dek.

UA April 2012 Friedman Theater, New York

DSE frei

 

Joe Alsop ist im Washington der Nachkriegszeit ein einflussreicher Kolumnist, der seine Homosexualität geheim hält. Bei einem Aufenthalt in Moskau 1954 verbringt er ein Schäferstündchen mit dem jungen russischen Fremdenführer Andrei. Der ist aber ein Lockvogel, und Alsop geht in die Falle: Das Hotelzimmer wird überwacht, und der russische Geheimdienst versucht anschließend, Joe mit den kompromittierenden Fotos zu erpressen. Alsop jedoch setzt sich offensiv und erfolgreich zur Wehr. Jahre später, als er – ein Vertrauter des Präsidenten John F. Kennedy – noch deutlich mehr Einfluss gewonnen, sich aber auch als Befürworter des Vietnamkriegs Feinde gemacht hat, holt ihn diese Episode seiner Vergangenheit ein. Kennedys Ermordung macht aus ihm einen gebrochenen Mann, der Hippiebewegung und Jugendrevolte steht er verständnislos gegenüber, und auch mit seinem Bruder, der ihm lange Zeit Kollege war, entzweit er sich.

 

Auburn erzählt in dieser Doku-Fiktion die Geschichte des in den 50er und 60er Jahren ebenso mächtigen wie gefürchteten Kolumnisten Joseph Alsop (1910-1989) – ausgewählte Momentaufnahmen zeigen schlaglichtartig Wendepunkte im Lebensweg eines großen Egomanen, der erst im Alter milde wird. Dabei kommt wie nebenbei und aus nächster Nähe eine entscheidende Phase US-amerikanischer Geschichte auf die Bühne, denn das Politische und das Private waren in Alsops Leben nicht zu trennen.

 

 

 

 

NEU

SHAKESPEARES SCHURKEN

(Shakespeare’s Villains)

 

Monolog von

STEVEN BERKOFF

 

1 H

Pr. 15. Mai 2022 Globe, Neuss – in englischer Sprache

 

Dem Gefühl, dass Shakespeare seine Schurken vielleicht sogar mehr liebte als seine tugendhaften Charaktere, geht Steven Berkoffs Ein-Mann-Stück „Shakespeareʼs Villains“ auf den Grund. Bösewichte, so schlägt Berkoff in seinem leidenschaftlichen Kommentar vor, der die Szenen miteinander verbindet, können deformiert oder liebeshungrig sein, wie Richard III. Er ist „ein genialer Schurke“, stolz und selbstbewusst, während er seine Schurkerei plant, seine Sünden deckt und viele mächtige und machtlose Könige ermordet.

 

Jago, Othellos subversiver Berater, ist „ein mittelmäßiger Bösewicht“, weil er nur mit dem Leben der ihm nahestehenden Menschen spielt und nicht einmal selbst tötet, aber eifersüchtig auf die Liebe anderer ist. Der Soldat Macbeth ist „ein Möchtegern-Schurke“. Die Tatsache, dass er die Liebe seiner ehrgeizigen und manipulativen Frau, Lady Macbeth, in seinem Leben hat, lässt ihn innehalten. Sie ist der Auslöser für seine Schurkerei. Hamlet ist „ein intelligenter Schurke“. Er ist gelehrt, ein Student der Philosophie, so dass er in seiner brodelnden Rachsucht schwadronieren und zögern kann, bis er Polonius tötet. Der König der Feen, Oberon, ist eher charmant frech als böse in seinen Plänen, seine Frau in ein wildes Tier zu verlieben.

 

Der Abend ist teils Trüffelschweinerei, teils schnippische Komödie und ein schauspielerischer Parforceritt, eine bravouröse Leistung, die sich kein Shakespeare-Liebhaber entgehen lassen sollte. Man lernt so viel über die Kunst der Bühne, die Genialität des Dramatikers und die moralischen Zweideutigkeiten, die uns alle bedrängen, dass man Shakespeare nie wieder in demselben Licht sehen wird.

 

 

 

NEU

DIE VERWANDLUNG

(Metamorphosis)

 

Bühnenadaption von

STEVEN BERKOFF

nach der Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka

 

Deutsch von Hagen Horst

2 D, 4 – 6 H / 1 Dek.

DSE 04.02.2024 Theater Regensburg

 

Im Mittelpunkt steht der Vertreter Gregor Samsa, der für den Lebensunterhalt seiner Familie sorgt. Er wacht eines Morgens auf und entdeckt, dass er sich über Nacht in ein riesiges Ungeziefer verwandelt hat. Seine Eltern und die Schwester, die er bisher versorgt hat, wenden sich von ihm ab und sperren ihn in der Wohnung in einem Hinterzimmer weg. Hilflos und nahezu unfähig sich zu bewegen, denkt er über Abhängigkeiten und Unzulänglichkeiten seines Daseins nach. Verunsichert erlebt er seine fortschreitende Verwandlung. Der körperlichen Metamorphose folgt die psychische. Gregors menschliche Züge verblassen, bevor er einsam stirbt.

 

 

 

 

NEU

UNTER BEWACHUNG

(Le garde)

 

Stück von

JONATHAN BERNIER 

 

Deutsch von Gerda Poschmann-Reichenau

1 D, 1 H / minimale Dek.

DSE frei

 

Ein junger Mann, den die Welt abgeschrieben hat, und eine abgebrühte junge Frau, die nichts mehr zu verlieren hat: Die spannungsvolle Begegnung zweier grundverschiedener Unbekannter weitab der Zivilisation entwickelt sich im Verlaufe eines Tages und einer Nacht rasant und in eine ungeahnte Richtung. Die Verbindung zwischen ihnen ist ein abwesender Mann, dem beide auf unterschiedliche Weise nahestehen.

 

 

 

 

 

NEU

M-A-C-H-T

 

Stück von

ANNE BERRINI

 

1 D, 1 H / 1 Dek.

 

Die Präsidentin eines demokratischen Staates steht vor dem Scherbenhaufen ihrer endenden Amtszeit. Als sie auf einer Kundgebung wiederholt angegriffen und gedemütigt wird, bringt Serge, ihr langjähriger Bodyguard, sie zurück ins Regierungsbüro. An diesem Abend verwickelt sie ihn in eine schonungslose Abrechnung. Mit ihm, mit ihrer Politik, mit ihrem Leben. Szenen einer ungewöhnlichen Beziehung und das Psychogramm vom Aufstieg und Fall einer Frau, auf deren Schultern ein ganzes Land lastet.

 

Dabei stehen nur zwei Schauspieler*innen im Mittelpunkt. Konfrontation, Austausch und Offenbarungen ermöglichen einen Blick in die Untiefen der Macht und die immer auch menschlichen Zwischenräume.

 

Coronabedingt wurde das Theaterstück zunächst zum Filmprojekt. Die Uraufführung des gleichnamigen Films fand am 13. Februar 2024 im Kino Toni in Berlin-Weißensee statt.

 

 

 

 

ÉVARISTES KAMPF GEGEN DIE ZEITBILlETTE

(Contre le temps)

 

Stück von

GENEVIÈVE BILLETTE

 

Deutsch von Heinz Schwarzinger

2 D, 5 H / var. Dek.

DSE frei

 

Paris, Julimonarchie: Der junge Evariste Galois schreibt in politischer Haft sein Traktat zur Lösung algebraischer Gleichungen zu Ende. Während er fieberhaft arbeitet, durchlebt er im Geist noch einmal die Stationen seines abenteuerlichen Lebens zwischen Politik, Wissenschaft und Liebe. Ein historischer Stoff aus dem Paris Victor Hugos als Manifest für Aufklärung und Freiheit nicht nur in der Forschung.

 

 

 

 

VERBRECHEN GEGEN DIE MENSCHHEIT

(Crime contre l’humanité)

 

Stück von

GENEVIÈVE BILLETTE

 

Deutsch von Heinz Schwarzinger

2 D, 3 H / 1 Dek.

UA Oktober 1999 Théâtre PàP (Montreal)

DSE frei

 

Der Firmenchef will das Nachbargrundstück erwerben, um seinen Betrieb zu erweitern und dadurch 300 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Gemeinsam mit Frau, Töchterchen und dem Vorzeige-Arbeiter Hans wartet er auf die Unterzeichnung des Vertrags. Doch der Grundeigentümer verweigert die Unterschrift. Von langer Hand geplant, hat er sich in den Betrieb eingeschlichen, führt einen Sabotageplan im Schilde und kämpft mit ungewöhnlichen Waffen: Gestank, Ausschlag, Schlafattacken. Den Arbeiter kann er zwar nicht dafür gewinnen, doch die Industriellenfront bröckelt auf der Damenseite…

 

Beunruhigende Kasperliade über ein menschenfressendes System, bei der die Verweigerung von Psychologie und Realismus Programm ist: Der Klassenkampf des 21. Jahrhunderts treibt skurrile Blüten und endet als Groteske. Ein böses Märchen mit provokanter Botschaft.

 

 

 

 

BOISVERTNEU

FACELIFT

Dein Verlangen ist mein Trost 

(Facelift – Ton désir est ma consolation)

 

Monolog von 

NATHALIE BOISVERT

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D

DSE frei

 

Eine Frau, um die Fünfzig, präsentiert ein Make-up-Tutorial: die Foundation, dann die Augen und schließlich der Mund … Wir beobachten, wie sie sich ein perfektes Gesicht aufbaut. An ihrer Seite, in stiller Gegenwart, ihr Geliebter, der raucht, liest und arbeitet. Die Frau teilt uns nicht nur die Geheimnisse eines erfolgreichen Make-ups mit, sondern auch ihre Gedanken über die Notwendigkeit dieser Tarnung, über die Gefahren des Alters, der Einsamkeit und des Misserfolges. Sie schweift vom weiblichen Ideal ab, tritt in den Dialog mit Nelly Arcan und Simone de Beauvoir und stürzt uns in den Abgrund ihres Lebens.

  

Dieser Monolog verwandelt die unschuldigen Vorgaben des täglichen Make-ups in eine Halbzeitbilanz des Lebens einer Frau und hinterfragt das schwierige Verhältnis von Frauen zu Schönheit, Verführung, Altern und dem delikaten Thema der Freiheit von Frauen angesichts von Diktaten aller Art.

 

 

 

 

DAMENTRIO ZU VIERT

(Sauver Fabrice)

 

Komödie von

NATHALIE BOISVERT

 

Aus dem kanadischen Französisch von Heinz Schwarzinger

4 D / var. Dek.

DSE frei 

 

Die Lesung anlässlich der „1. Tage des französischen Theaters“ in München am 08. Mai 2013 in der TEAMTHEATER TANKSTELLE,  war eine Premiere in deutscher Sprache. Es lasen Sarah Camp, Evelyn Plank, Claudia Schmidt und Antoinette Wosien, verantwortlich für die Einrichtung war Heinz Schwarzinger.

 

Ein kanadischer Student schließt sich in Boston der Protestbewegung gegen US-Kriegseinsätze an und tritt in Hungerstreik. Seine Großmutter macht sich gemeinsam mit zwei Freundinnen auf den Weg, um den Enkel zu retten. Die bezaubernd charmante Komödie mit bittersüßem Beigeschmack um drei alte Damen handelt davon, was wirklich zählt im Leben. Ein ebenso ans Herz gehendes wie erheiterndes Plädoyer für Menschlichkeit, bei dem – wie im richtigen Leben – die Umwege oft zum Wesentlichen führen.

 

 

 

 

DER URSPRUNG DER WELT.CALAMARO Lucia

PORTRÄT EINES INNENRAUMS

(L’Origine nel Mondo)

 

Stück von

LUCIA CALAMARO

 

Deutsch von Werner Waas

3 D (oder 2/3 D, 1 H), 1 Stat. / angedeutete Dek.

UA April 2011 Teatro Palladium, Rom

DSE frei

 

Das Bild des Lebens einer Frau in der Krise. Ein Leben, das sich verheddert hat. Daria geht nicht mehr aus dem Haus. Während sie in dem Haus mit ihrem Sohn herumirrt, auf der Suche nach einem neuen Sinn, erscheinen Randfiguren, die alle von dem gleichen Willen beseelt sind: sie dort heraus zu holen. Der Analytiker, ihre Mutter, das Zimmermädchen, ihr Mann. Alles Leute, die eher draußen als drinnen, manchmal zu sehr drinnen oder zu sehr draußen sind.

 

„Angesichts der Zeitläufe, der Krisen, der existentiellen Veränderungen vielleicht etwas unter Druck, ohnmächtig, oft isoliert, ungeeignet für jede Art von Beziehung, aber trotzdem präsent, fällt es einem zwar schwer, dennoch aber lebt man, erfindet Strategien, erfindet sich neu. (Lucia Calamaro)

 

 

 

 

LICHTER, LICHTER, LICHTERCHENELIERE

(Lumières, Lumières, Lumières)

 

Stück nach Virginia Woolfs Roman „To the Lighthouse“ von

EVELYNE DE LA CHENELIÈRE

 

Deutsch von Gerda Poschmann-Reichenau

2 D / Minimaldek.

UA 11. November 2014 Théâtre ESPACE GO, Montréal (Québec)

DSE frei

 

Eine Familie verbringt ihren Urlaub in ihrer Sommerresidenz am Meer in Begleitung zahlreicher Gäste. Als der kleine James fragt, ob sie morgen mit dem Boot zum Leuchtturm fahren, erklärt der Vater mit Autorität, dass das Wetter nicht schön sein wird. In dem Wissen, dass diese Reise für ihren Sohn wichtig ist, versichert Frau Ramsay: „Nicht morgen, aber am ersten schönen Tag.“

 

Zehn Jahre vergehen. Der Krieg hat unterdessen einen bitteren Geschmack hinterlassen. Viele sind zum Sommerhaus zurückgekehrt; einige von ihnen nehmen schließlich an der Expedition zum Leuchtturm teil. Die Malerin Lily Briscoe nutzt diese Rückkehr, um ihr unvollendetes Gemälde fertig zu malen, in dem Versuch, der ehemaligen Landschaft wieder Leben zu geben. Nicht nur ein Stück über Rollenbilder des beginnenden 20. Jahrhunderts, sondern auch eine hellsichtige Reflexion über Zeit, Raum und Wahrnehmung.

 

“Das Stück übertrifft alle Erwartungen. Es ist ein wahres Juwel. Ein Theatermoment voller Magie.“ (Le Devoir)

 

 

 

 

MIT FREMDEN FEDERN

(L’imposture)

 

von

EVELYNE DE LA CHENELIÈRE

 

Deutsch von Gerda Poschmann-Reichenau

3 D, 5 H / variable Dek.

UA 17. November 2009 Théâtre du Nouveau Monde, Montréal

DSE frei

 

Das Kinderkriegen passte in das Selbstbild der ehrgeizigen Schriftstellerin Eve eigentlich nicht hinein. Entsprechend schwierig gestaltet sich das Verhältnis zwischen der anerkannten Autorin und ihren Kindern Léo und Justine, und auch ihr geduldiger Mann Bruno muss einiges aushalten. Als Léo schließlich seinen Erstlingsroman veröffentlicht, ist es die autobiografische Abrechnung mit seiner berühmten Mutter. In einer Talkshow plaudert er augenzwinkernd Familiengeheimnisse aus und kokettiert mit seiner Rolle als Sohn einer erfolgreichen Schriftstellerin. In Rückblenden erfährt das Publikum dabei allerdings nach und nach: Léos erster Roman stammt in Wahrheit aus der Feder seiner Mutter, seine Autorschaft ist nur ein erfolgreicher Marketingtrick….

 

Ein Stück über die Selbstzweifel einer Generation berufstätiger, selbstständiger Mütter, aber auch über die Herausforderung Elternschaft und die Suche aller Kinder nach elterlicher Liebe. Ein Stück zwischen Mediensatire und Familientragödie, Gesellschaftsdrama, Boulevardkomödie und Traumspiel.

 

 

 

 

 

 

 

NEU  

SIEBEN SCHRITTE UM DAS FEUERDattani Mahesh

(Seven Steps around the Fire)

 

Schauspiel von

MAHESH DATTANI

 

Deutsch von Gerda Poschmann-Reichenau

9 Darsteller, Stat. / var. Dek.

UA 22.09.1989 The Madras Players, Bangalore, Indien

 

Der Hijra Kamla, einem Eunuchen, wird von der indischen Gesellschaft die Heirat und damit die sieben Schritte um das Feuer verweigert. Doch Subbu Sharma, Sohn eines Ministers, verheiratet sich heimlich mit Kamala. Als sein Vater von dieser Beziehung erfährt, ermordet er Kamla. Daraufhin beschließt Uma Rao, Frau des Superintendenten der Polizei von Bangalore und Doktorandin der Soziologie, Ursachen und Hergang des brutalen Mordes auf den Grund zu gehen. Umas Ermittlungen führen sie in die geheimnisvolle Welt der Hijra-Gemeinschaft der Stadt (Eunuchen und Transgender), wo sie schockierende Wahrheiten und Verschwörungen aufdeckt.

 

Hijras oder Eunuchen haben auf dem indischen Subkontinent eine mehr als 4000 Jahre alte Geschichte. Doch ihrer Gemeinschaft werden im indischen Zivilrecht viele Rechte vorenthalten, da das Gesetz nur zwei Geschlechter anerkennt. In jüngster Zeit haben sich Anwälte für die offizielle Anerkennung der Hijra als eine Art „drittes Geschlecht“ eingesetzt, da sie weder Mann noch Frau sind. Dattani untersucht in seinem Stück die sozio-psychologischen Paradigmen, die mit der Existenz von Eunuchen in der südasiatischen Gesellschaft verbunden sind, und beleuchtet den menschlichen Aspekt dieser transsexuellen Gemeinschaft, die gesellschaftlich vernachlässigt und gedemütigt wird.

 

 

 

 

NEU

MARGHERITAS TRAUM

(Avevo un bel pallone rosso)

 

Stück von

ANGELA DEMATTÉ

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D, 1 H / 2 Dek.

DSE frei

Sieger des Premio Riccione per il Teatro 2009 und des Golden Graal Award 2010

 

Von der Kindheit bis zu ihrem Tod wird die schillernde Geschichte des Lebens von Margherita Cagol, alias Mara, Frau von Renato Curcio, Gründer und Ideologe der Roten Brigaden, nachgezeichnet. Margherita war ein katholisches Mädchen, das während ihres Studiums an der Fakultät für Soziologie in Trient, wo sie Renato Curcio kennenlernte, heranwuchs und ihr politisches Bewusstsein entwickelte. Das Paar ging nach Mailand, begründete den bewaffneten Kampf und führte die ersten Entführungen durch, aber am 6. Juni 1975 wurde Mara bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet.

 

Margheritas allgegenwärtiger Gesprächspartner ist ihr Vater. Von Anbeginn ihres Gedankenaustausches treffen zwei Weltsichten aufeinander: der gesunde Menschenverstand des Vaters, „kleinbürgerlich“, und Maras kompromisslose ideologische Vision. Um an das Leben und den Tod von Mara Cagol zu erinnern, verlässt sich Angela Dematté auch auf Briefe von Mara an ihre Mutter, (aufeinanderfolgende) Kommuniqués der Roten Brigaden sowie Auszüge aus Zeitungen und bildet so einen besonderen Moment der italienischen Geschichte ab: die Geburt der Roten Brigaden, den Übergang zum bewaffneten Kampf bis zu Maras tragischem Tod.

 

Die Autorin setzt dem Alltäglichen das Außergewöhnliche entgegen, weil sie – und das ist der interessanteste Standpunkt – den Blickwinkel des Intimen wählt: im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen dem Vater und der Tochter, die sich aus Schweigen, unausgesprochenen Worten und Missverständnissen zusammensetzt. Das Stück ist ein treues Zeugnis dieser Epoche der Geschichte: Neben seinem gewissen dokumentarischen Wert gibt es den „Kommuniqués“ von Mara und ihrer Gruppe eine Stimme und thematisiert so ihre Blindheit und Isolation angesichts des Unverständnisses dieses Vaters, der nie aufgibt, wenn er wiederholt versucht, seine Tochter zu den Gründen des Lebens und seiner eigenen Menschlichkeit zurückzubringen.

 

 

 

 

NEU 

DAISYDevine Sean

 

Stück von

SEAN DEVINE

 

Deutsch von Ella Dietrich

1 D, 6 H / var. Dek.

UA 14. Juli 2016 ACT Theatre, Seattle

DSE frei

 

Während eine Präsidentschaftswahl bevorsteht, droht auf der Straße ein Aufruhr über Bürgerrechte, eine besorgniserregende Ideologie wächst aus der konservativen Rechten und die Bedrohung durch einen Atomkrieg ist greifbar. Klingt nach 2016, nicht wahr? Aber nein, es ist 1964, und ein politischer Werbespot mit dem Titel “Peace, Little Girl – Daisy” ist im Begriff, das Land zu erschüttern.

 

Das Stück untersucht den Moment in der Geschichte, in dem der berüchtigtste politische Werbespot aller Zeiten von einer Gruppe von Werbeleuten für Lyndon B. Johnson kreiert wurde und für immer veränderte, wie wir unsere politischen Führer wählen. Dieses atemberaubende Stück erinnert daran, dass, wenn wir nicht aus der Geschichte lernen, wir dazu verdammt sind, sie zu wiederholen. 

 

 

 

 

 

NEU 

UND WENN WIR UNS SELBST VERBRENNEN…

(When there’s nothing left to burn)

 

Stück von

SEAN DEVINE

 

Deutsch von Ella Dietrich

Mind. 3 D, 4 H (bei Mehrfachbesetzungen) / var. Dek.

DSE frei

 

Die Demokratie ist aus den Fugen geraten. In einer durchschnittlichen Stadt geraten Staatsgewalt und Demonstranten aneinander, als Reaktion auf Terroranschläge werden Grundrechte außer Kraft gesetzt. Während junge Leute, zumeist Studierende und Künstler, mit ihrer Kritik an den herrschenden Zuständen, gegen Ausnahmezustand und Polizeiwillkür, in den Untergrund getrieben, festgenommen und verhört werden, während Unschuldige bei Anschlägen getötet werden oder aus Zufall unter Terrorverdacht geraten, modelliert eine Politstrategin mithilfe breit angelegter Umfragen einen erfolgsträchtigen Kandidaten neuen Zuschnitts.

 

Er soll auf den Autoritarismus setzen, der in der Bevölkerung als Konsequenz aus Verunsicherung und Angstgefühlen um sich greift. Dieser Kandidat inszeniert sich selbstherrlich in Fernsehshows, wobei er seine Gastgeber, Journalisten und Moderatoren, barsch heruntermacht, und für sich reklamiert, Anführer einer neuen Revolution zu sein. Ein Bildjournalist aus der Ukraine wird Zeuge davon, wie die westliche Welt, auf die er einmal seine Hoffnungen gesetzt hatte, seiner Heimat immer mehr ähnelt. Der siegreiche Kandidat verkündet schließlich das Ende der Demokratie.

 

 

 

 

 

NEU

DIE WAHRHEIT ÜBER LENI RIEFENSTAHL

(Inszeniert von ihr selbst)

 

Stück von

JOHN VON DÜFFEL

 

5 Darsteller*innen (Mehrfachbesetzung)

UA 13. Januar 2023 Theater Oberhausen

 

Aus diesem Stück Vergangenheitsbewältigung wird auch ein »Angriff auf die heutige Zeit« und die Diskurse der Gegenwart. Wie groß die Bedeutung von Propaganda ist, von Images, Leitbildern, Narrativen und manipulativen Lügen, zeigt sich an Leni Riefenstahl exemplarisch. Sie ist nicht nur eine Konstrukteurin von Welt-, Helden-und Körper-Bildern, sie ist auch eine geschickte Konstrukteurin des Bildes ihrer selbst. Es geht zum einen um ihre Wirkmächtigkeit als eine Wunderwaffe der Nazis, zum anderen um die Frage: Wer ist oder war Leni Riefenstahl wirklich?

 

 

 

NEU

ZIMMER

OHNE AUSSICHT

 

Stück von

STEPHAN ECKEL

 

2 D, 2 H / 1 Dekoration

 

»Ja, ich bin krank geworden. Aber das Leben geht weiter. Und das ist es auch schon.«

Ein Stück über Abschied.

Was wir zurücklassen und mit uns nehmen, wenn es einmal so weit ist. In Begegnungen lähmende Traurigkeit und schallendes Gelächter; ein letzter Moment des vollkommenen Glücks, den man um nichts in der Welt verpassen sollte.

 

 

 

DIE VERMUTUNGEisenberg Jesse

(Asuncion)

 

Stück von

JESSE EISENBERG

 

Deutsch von Ella Dietrich

1 D, 3 H / 1 Dek.

UA 27. Oktober 2011 Cherry Lane Theatre, New York.

DSE frei

 

Vinny ist cool, studiert „Black Studies“ und raucht Marihuana. Er steht definitiv auf der richtigen, der systemkritischen, unangepassten Seite der Gesellschaft. Dafür bewundert ihn Edgar, ein blutjunger angehender Journalist, der mit ihm in einer heruntergekommenen Dachgeschosswohnung lebt. Eines Tages taucht überraschend Edgars großer Bruder Stuart, ein wohlhabender Broker, bei den beiden auf und bittet sie, seiner jungen, hübschen Frau Asuncion für ein paar Tage Obdach zu gewähren. Warum sie New York plötzlich verlassen muss, kann er nicht sagen, doch schon die Tatsache, dass Stuart eine Philippina geheiratet hat, lässt bei Edgar alle Alarmglocken läuten. Ist seine Schwägerin eine Sexsklavin? Er wittert Ausbeutung und Zwangsprostitution und ist fest entschlossen, Asuncion zu helfen.

Während Edgar glaubt, an diesem Fall Toleranz und Solidarität zeigen zu können, mit seinen Verdächtigungen aber vor allem eigene Vorurteile und Selbstgerechtigkeit unter Beweis stellt, beginnen Vinny und Asuncion, einander anzufreunden – bis es zur Katastrophe kommt. Pointengespickte, intelligente schwarze Komödie mit bitterer Botschaft.

 

 

 

 

 

ANGIE VON DEN STONESFalkenberg heike

 

Monolog von

HEIKE FALKENBERG

 

1 D / 1 Dek.

UA frei

 

Angela Hummer war Tänzerin, bis die Kinder kamen. Doch das Leben als Gattin und Mutter im Reihenhaus wurde ihr schnell zu eng. Von heute auf morgen verließ sie den Mann und die zwei kleinen Töchter und ging nach Wien, um den Traum von Bühnenkarriere und großer Liebe zu leben.

 

Ausgeträumt: Jetzt ist sie 50jährig heimgekehrt und sitzt allein und durch eine Beckenprellung seit Wochen zur Unbeweglichkeit verdammt in einer erst halb renovierten leeren Villenwohnung, die sie sich erschwindelt hat. In Wahrheit ist sie gescheitert, gebrochen, abgebrannt, vereinsamt. Die Lebensmittelvorräte gehen zur Neige, der Laptop ist abgestürzt, telefonisch ist nicht einmal der dringend benötigte Arzt erreichbar. Wo ihre Familie ist und ob die Töchter sie überhaupt noch sehen wollen, weiß sie nicht. Vor Schmerzen und unter dem Einfluss der Medikamente, die sie zunehmend unkontrolliert einnimmt, deliriert sie zusehends, während sie ihr gescheitertes Leben rekapituliert.

 

 

 

 

 

DIE EWIGKEIT IM DAZWISCHEN

 

Stück von

HEIKE FALKENBERG

 

1 D, 1 H / 1 Dek.

UA frei

 

Eine ältere Dame bereitet eine Party in ihrer renovierten Garage vor, als ein etwas rätselhafter jüngerer Mann auftaucht. Ein Landstreicher oder ein Handwerker? Er nistet sich bei ihr ein, baut ihr ein Rosenspalier, stellt Fragen. Man streitet sich, sie wortreich, er eher wortkarg, sie belauern sich und scheinen sich dann doch zu mögen. Hinter dem Geplänkel enthüllt sich allmählich ein düsteres Geheimnis.

 

 

 

 

JOUR FIXE

   

Stück von

HEIKE FALKENBERG

   

3 D, 4 H / Einheitsdek.

UA frei

    

Sie treffen sich seit Jahren zum »Jour fixe«: Agnes und ihr zweiter Mann Ole, der »Geschäfte macht«; der Werbeprofi Hannes, Vater von Agnes’ Kindern und von ihr geschieden; der Immobilienmakler Thorsten, der als erster aus seiner Familie Abitur gemacht hat, mit seiner Frau Birgit; und schließlich der 60jährige Architekturprofessor Alexander und Maren, die getrennt von ihm lebt. Im Mittelpunkt stehen dabei schöngeistige Referate des Professors, dazu wird gekocht, gegessen, getrunken und debattiert. Der Treffpunkt, ein Kurhotel, ist allerdings heruntergekommen und steht schon lange leer. In der verlassenen Lobby mag keine Gemütlichkeit aufkommen, der Professor kommt wieder einmal zu spät. Schnell wird klar: Im Laufe der Jahre ist der Runde so Manches abhandengekommen: Unschuld, Ungebundenheit, das Feuer der Begeisterung und nicht zuletzt die Ehrlichkeit – untereinander, aber auch vor sich selbst. Thorstens Frau ist diesmal zu Hause geblieben, dafür hat er die Babysitterin dabei: Die 23jährige Studentin Jola, die mit 12 Jahren aus Polen nach Deutschland kam, bringt mit ihrer Unverbrauchtheit frischen Wind in diese Runde, die beinahe schon so abgestanden ist wie die Luft hier und in der die angeblichen »Freunde« schon lange nur mehr Neid und Missgunst füreinander übrighaben.

 

Unter dem neugierig offenen Blick der jungen Frau plustern sich die Männer wie Gockel auf. Vor allem aber facht Jolas jugendliche Unbeschwertheit eine Glut an, die schon vergessen war: Die Sehnsucht nach dem echten Leben schwelt noch in so manchem der abgeklärten Zyniker. Als der Professor über Shakespeare referiert, eskaliert der Streit, und Hannes leistet einen Offenbarungseid…

 

 

 

 

 

TAUSEND TÜREN

 

Monolog von

HEIKE FALKENBERG

 

1 D / 1 Dek.

UA 25. April 2010 Fleet Street Theater Hamburg

 

Eine Frau, Gabriele, sitzt allein im Kellerraum und wartet, vor ihr ein prall gefüllter Müllsack. Allein mit ihrer eigenen Stimme., die sie auf Tonbändern aufgenommen hat. Sie spürt ihrem eigenen Schicksal nach, dass erst nach und nach erahnbar wird. Bruchstücke von Kindheitserinnerungen, Lyrikpassagen, Familienfotos, erinnerte Sätze und Szenen ergeben ein Mosaik, das Schlimmes erahnen lässt. Glaubt man ihr, so sind darin die Leichenteile ihres Vaters, den sie eigenhändig erschlagen und zerstückelt hat…

 

Der kaum einstündige Monolog thematisiert das Thema des familieninternen Missbrauchs aus der Sicht des Opfers: Hier wird beklemmend deutlich, was es bedeutet, eine Kinderseele derart zu brechen und zu schänden. Das Dilemma der Betroffenen findet in der Wirrnis von Gabrieles Gefühlen (zwischen Liebe und Hass, Anklage und Sehnsucht) seinen Ausdruck.

 

 

 

 

 

DOGSTAR

(Dogstar)

 

Stück von

GREG FREEMAN

 

Deutsch von Gerda Poschmann-Reichenau

1 D, 3 H / 1 Dek.

UA 12.11.2013 Tabard Theatre, London

DSE frei

Empfohlen von Eurodram

 

In einem heißen, staubigen Western-Saloon entdeckt ein geheimnisvoller Fremder namens Dogstar, dass man für alles in der Stadt zu bezahlen hat … sogar für’s Sterben. Und wie fast jeder geheimnisvolle Fremde, der „einfach nur so durch die Stadt kommt „, wird er, in dem Versuch die Stadt zu retten, unausweichlich in einen Kampf mit Clay, dem skrupellosen Großgrundbesitzer, gezogen. Er ist ein hausbackener Revolverheld in einer gierigen Stadt und wie in einem Pokerspiel ohne Karten gehen die Leidenschaften und die Einsätze höher und höher. Kann jemand wirklich den ganzen Planeten besitzen oder ist Dogstar nur ein sehr schlauer Herumtreiber?

 

 

 

 

NEU

MONDLOS

(Moonless)

 

Satirische Komödie von

GREG FREEMAN

 

Deutsch von Anna Friedrich

2 D, 2 H / Einheitsdekoration

UA frei

 

Die Welt des einsamen Filmemachers Marv wird auf den Kopf gestellt, als eine geheimnisvolle Fremde ihn um Hilfe bittet. Bei Neumond kann sie zur selben Zeit an zwei Orten sein, ungewollt. Da Marv künstlerische Slow-Motion Filme dreht, soll er die Fremde in Zeitlupe filmen, um zu beweisen, dass sie für Millisekunden unbemerkt verschwindet. Da stehen plötzlich zwei vermeintliche Regierungsbeamte vor seiner Wohnungstür. Die beiden suchen eine Jacobina Blackwood. Doch die wurde bereits 1644 hingerichtet. Die Fremde entkommt gerade noch durchs Küchenfenster.

 

Wer ist die Fremde, und warum wird sie von der Regierung gesucht? Und was hat es mit dem vermeintlichen Regierungsangestellten auf sich, der die Evolutionstheorie bestreitet und einen Hexenjäger zu seinen Vorfahren zählt.

 

Eine moderne Hexenjagd als Parabel für die Auswüchse moderner Verschwörungstheorien, die gleichzeitig doch auch eine traditionelle ist. Und über Menschen, die von der Schnelllebigkeit unserer Zeit und deren Komplexität überfordert sind. Die nach einfachen Lösungen suchen, oder zumindest nach schlüssigen Antworten auf die für sie drängendsten Fragen.

 

 

 

 

 

ONKEL WANJAFRIEL Brian foto

(Uncle Vanya)

 

Stück von

BRIAN FRIEL

 

In einer neuen Bearbeitung des Originals von Anton Tschechow

Deutsch von Ingrid Rencher

4 D, 6 H (Mehrfachbesetzung) / var. Dek.

UA 06.10.1998 Gate Theatre, Dublin

DSE frei

 

Zwei Leben, Onkel Wanja und seine Nichte Sonya, stehen im Mittelpunkt dieses Stücks. Sie arbeiten auf ihrem ländlichen Anwesen, das sie ihr ganzes Leben lang bewohnt haben. Sie leben sparsam und halten ihre Emotionen fest im Griff. Sonya’s Vater, der Professor Serebryakov kehrt nach vielen Jahren in Moskau, in Begleitung seiner schönen jungen Frau Elena auf das Anwesen zurück. Wanja und Sonya unterstützten und finanzierten dabei seinen dortigen aristokratischen Lebensstil. Die Rückkehr des Professors setzt längst überfällige Konflikte in Gang und zwingt insbesondere Wanja, sich seinen Lebensentscheidungen zu stellen, denn Wanja verliebt sich hilflos in Elena, Sonya in einen lokalen Arzt und beider Leben implodiert.

 

Brian Friel hat es nicht nur verstanden, die Sprache des Stückes in ein modernes Idiom zu übertragen. Er hat auch die Figuren von Tschechow komplexer gemacht und ihre lethargische Unzufriedenheit in bittere Frustration verwandelt. Er bringt eine lyrische Form in das Stück, die die verheerenden emotionalen Konflikte der Erzählung sehr gut herausarbeitet – aber immer die klassische tschechowsche Eloquenz beibehält. Onkel Wanja enthält eine sehr einfache, zeitlose Realität, die unabhängig von der Zeit oder dem Publikum unverändert ist und die den dynamischen Kampf des Einzelnen und der Familie gegen die lästigen Schwierigkeiten des Lebens, der Liebe und der gesellschaftlichen Stellung darstellt.

 

 

 

 

 

NEU

AUSSORTIERT: Gebert Anke

KIND 351

 

Frei nach einer wahren Begebenheit

 

Stück von

ANKE GEBERT

 

2 D, 2 H /var. Dek.

 

Nach einer wahren Begebenheit erzählt das Stück die Geschichte von Frank Wolff, der seine Kindheit und Jugend in einem katholischen Kinderheim verbracht hat und nun – als Erwachsener – von dieser Vergangenheit eingeholt wird, weil er für seine Mutter finanziell aufkommen soll. Er hat seine Mutter jedoch nie wirklich kennengelernt, denn sie schob ihn als Säugling ins Kinderheim ab und hat sich niemals bei ihm gemeldet. Während Frank Wolff dagegen vorgeht, für seine Mutter Unterhalt zahlen zu müssen, muss er sich mit seiner Kindheit und Jugend im Heim auseinandersetzen.

 

 

NEU

BESUCHSREISE

 

Stück von

ANKE GEBERT

  

3 D, 3 H / 1 Dek.

UA frei

 

Caro, 55 Jahre alt, besucht zu Weihnachten ihre Eltern nach vielen Jahren Funkstille in der ehemaligen DDR. Sie selbst war als Jugendliche in den Westen geflohen. Sie wollte die Welt sehen, aber für ihre zurückgelassenen Eltern und ihre jüngere Schwester bedeutete dies eine Katastrophe: Einschränkungen und Ausgrenzungen standen an der Tagesordnung. Dies hat der Vater seiner Tochter nie verziehen.

Die Wende liegt schon geraume Zeit zurück und nichts ist mehr, wie es einmal war: Die Eltern scheinen der erfolgreichen Fotografin aus Berlin fremd. Ihre Schwester Anja und deren Mann tauchen nun unerwartet zum Weihnachtsfest auf, da aufgrund des schlechten Wetters deren Weihnachtsflug auf die Seychellen annulliert worden ist. Auch zu ihrer Schwester hat Caro keine Verbindung gehalten, deren Mann hat sie noch nie kennengelernt.

Nun soll es ein Fest voller Harmonie werden, doch alte Konflikte und Misstrauen werden lebendig. Die Schwester und ihr Mann, die zudem kurz vor der Pleite stehen, beabsichtigen darüber hinaus, die Eltern aufzufordern, ihnen das Haus zu überschreiben. Als dann noch ein unerwarteter Besucher auftaucht, kommen die Geheimnisse der Vergangenheit endgültig zur Sprache.

 

 

 

 

NEU

OHNE DICH

 

Stück von

ANKE GEBERT

  

1 D, 2 H /var. Dek.

UA frei

 

2. Preis Autorenwettbewerb Hamburg, Große Freiheit Schreiben 2022

 

Im Berlin der späten 20er Jahre lernte Irma Weckmüller den charmanten Arzt Erich Bragenheim kennen. Irmas Leben als Verkäuferin im KaDeWe, die allein für sich und ihre Schwester Martha sorgte, änderte sich grundlegend. Zwischen Irma und Erich entwickelte sich eine innige und tiefe Liebe. Doch mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus waren sie schon bald großer Gefahr ausgesetzt, denn Erich war Jude. Sein Leben wurde immer eingeschränkter, seine Arbeit in der Praxis verboten. Die beiden wollten am 16. September 1935 heiraten – am Tag zuvor jedoch wurde mit sofortiger Wirkung das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes“ erlassen. Dieses Gesetz verbot die Hochzeit der Christin mit dem Juden. Erich wurde in der Folge in Auschwitz ermordet, Irma blieb allein zurück.

 

Doch Irma ist nach dem Kriegsende noch immer entschlossen, seine Frau zu werden. Sie hat mit ihrem Herzen ein Eheversprechen gegeben, das sie bis an ihr Lebensende bindet. Auch wenn Erich in Auschwitz ums Leben gekommen ist, ist und bleibt sie seine Frau. Von nun an setzt sie alles daran, auch rechtlich als Frau Bragenheim anerkannt zu werden. Mit diesem Kampf Irmas blättert Anke Gebert ein weiteres Kapitel deutscher Geschichte auf. Denn, wie man weiß, verschwand das Gedankengut der Nazizeit nicht über Nacht. Eine auf einer wahren Begebenheit beruhende Liebesgeschichte.

 

 

 

 

 

DIE FRÖSCHEShixing GUO

(青蛙)

 

Stück von

SHIXING GUO

 

Deutsch von Stefan Christ

1 D, 3 H / var. Dek.

UA 1999 New National Theatre, Tokyo

DSE frei

 

Ein Friseursalon, der von einer Flut bedroht wird. Jetzt oder in der Zukunft. Der Barbier und sein Kunde unterhalten sich. Eine mysteriöse Frau sitzt in der Nähe. Es beschäftigt sie die Frage: „Wie sieht die aktuelle Trendfrisur aus?“ Aber sie kommen dabei immer wieder auf die natürlichen und die von Menschen verursachten Katastrophen und andere Phänomene einer sich stetig verschlechternden Welt zu sprechen. Dann taucht ein Reisender auf, der einen Haarschnitt benötigt….

 

Guos Drama stellt provokativ psychologische, kulturelle und ökologische Fragen des Alltags.

 

 

 

 

 

EINE EINGERICHTETE FAMILIEGURNEY A.R

(Family Furniture)

 

Stück von

A.R. GURNEY

 

Deutsch von Carl Philip von Maldeghem

3 D, 2 H / var. Dek.

UA 24.11.2013 Flea Theatre New York

DSE frei

 

Das eigene Leben organisiert und unter Kontrolle zu halten ist ein bisschen wie die Möbel in der Wohnung umzustellen. Das ist das Grundthema von A. R. Gurney’s trügerisch ruhigem neuen Stück, Familien Möbel. Während Gurney’s Stück scheinbar für Vergebung und Verständnis im Umgang mit den Herausforderungen des Lebens spricht, offenbart sich das Stück letztlich als Antwort darauf, wie wir den Status quo erhalten, indem wir Geheimnisse lieber aufrechterhalten und ausblenden, sowie die Wahrheiten über uns selbst und die, die wir lieben, ignorieren.

 

 

 

 

 

NEU

DIE FRAU IM PELZ

 

von LUKAS HARTMANN

 

Stück nach dem gleichnamigen Roman

Für die Bühne adaptiert von TANJA GEIER THOMSON

1 D, 2 H / 2 Dek.

UA 15.11.2000 Das Theater an der Effingerstrasse, Bern

 

Die Schweizerin Carmen Mory wird in Hamburg angeklagt der Kriegsverbrechen im KZ Ravensbrück. Als Blockälteste soll sie Mitgefangene bestialisch gequält haben. Mory hat sich als Doppelagentin in die Verbrechen der Nazis verstrickt, saß mehrfach im Gefängnis, wurde zum Tode verurteilt und begnadigt. Sie fühlt sich unschuldig, Zeugen nennen sie den „Schwarzen Engel von Ravensbrück“. Lügt sie? Phantasiert sie?

 

Für den Schweizer Konsul in Hamburg, dessen Unterstützung sie für den Prozeß anfordert, kommt der Fall sehr ungelegen, denn die Schweiz ist soeben dabei, sich das Vertrauen der Alliierten zurückzukaufen. Der Schweizer Konsul versucht ihr, die bereits von der Presse als prügelndes Monster vorverurteilt wird, dennoch zu helfen und gerät immer mehr in den Bann dieser schönen, trotz ihrer Verlogenheit faszinierenden Frau, deren emotionalste Bindung die an ihren kostbaren Pelzmantel ist. In einem Wechselbad der Gefühle schmilzt die diplomatische Distanz dahin.

 

 

 

 

 

SCHATTENZONE

Hoffman Sylvia

 

Stück von

SYLVIA HOFFMAN

 

2 D, 2 H / 1 Dek.

UA frei

 

Ule Brekker ist mit der Pflege seiner moribunden Großmutter überfordert; er bittet in seiner Not die neue Ärztin im Ort um Sterbehilfe. Als sie ablehnt, greift Ule zu verzweifelten Erpressungsversuchen. Schließlich entführt er sogar die kleine Tochter des Liebhabers der Ärztin. In der völlig verfahrenen Situation aber gewinnen alle Beteiligten eine neue Perspektive. Das Stück verschränkt mehrere Tabu-Themen, insbesondere aber das der aktiven Sterbehilfe, eng miteinander. Der gemeinsame Schlüsselbegriff ist „Entscheidung“ – die Entscheidung über Leben und Tod und ebenso wohl die Liebes-Entscheidung für einen Menschen und die Entscheidung dafür, dort zu helfen, wo es nötig ist.

 

 

 

NEU

NACHT.TRÄUME

 

Hörspiel von

GERT HOFMANN und DIETHARD KLANTE

 

6 D, 3 H (Doppelbesetzung)

 

Das Hörspiel erzählt von dem alten Schauspieler Karow am Ende seiner Karriere und seines Lebens, von seiner Verzweiflung, seinen Träumen, die sich nicht erfüllt haben, vor allem von seinem Alter und seiner Liebe zu dem jungen Schauspieler Gabriel, der am Anfang seiner Karriere steht.

 

Sie proben ein Stück, die Dramatisierung der Erzählung „Die Rückkehr des verlorenen Jakob Michael Reinhold Lenz nach Riga“, von Gert Hofmann. In dieser kehrt der 26jährige Lenz nach zwölfjähriger Abwesenheit als eine Art verlorener Sohn ins väterliche Haus zurück, um durch einen Neuanfang sein Leben wieder in bürgerliche Bahnen zu bringen. Doch was er auch zu seinem Vater spricht, es bleibt unverstanden, ja ungehört.

 

Das Verhältnis der beiden Schauspieler im Stück ist spiegelverkehrt zum Verhältnis der beiden probenden Schauspieler. Im Stück bittet Lenz / Gabriel seinen Vater / Karow vergeblich um Liebe und Anerkennung – im Leben der beiden Schauspieler ist es umgekehrt.

 

 

 

 

F-VIERUNDVIERZIG.EINUNDACHTZIGJANNUSCH

 

Stück von

LELAH REBEKKA JANNUSCH

 

3 D, 1 H / Simultandek.

UA frei

 

Psychologieprofessor Frank führt ein von Gewohnheiten geprägtes, letztlich sinnentleertes Leben mit seiner Frau. Die Arbeit strengt ihn an, die Studenten verachtet er ebenso wie Kollegen und Fachbereich. Wenn er sich ins Auto setzt, wird er allabendlich zu Georg, lebt bei einer anderen Frau, hört Jazz statt Klassik, isst Pasta statt Braten und geht zum Wandern statt ins Museum. Die beiden Frauen kennen die Wahrheit, haben sich arrangiert und „teilen“ sich den Mann wie getrennte Paare das Kind. Aufregender wird sein Leben allerdings nicht dadurch, dass er es verdoppelt. Erst mit Mona, einer jungen Frau, die er zufällig kennenlernt, wird alles anders. Bei ihr findet der Mann mit dem Doppelleben das, wonach er sich wirklich sehnt: Leidenschaft, Liebe, Leben. Doch Mona will sein Spiel nicht mitspielen, bei dem – so vermutet sie – in Wahrheit die Frauen die Fäden ziehen.

 

Hinter dem titelgebenden Kürzel F-44.81 verbirgt sich, was die Psychologie eine „multiple Persönlichkeitsstörung“ nennt. Das absurde Krimi-Spiel nähert sich diesem Phänomen in stilisiertem Realismus. Sieger des BDAT-Autorenwettbewerbs 2009 „anders sein!?“.

 

 

 

 

NEU

MORALTOTALJOLLY Udo

  

Stück von

UDO JOLLY

 

2 D, 3 H / 1 Dek.

UA frei

 

Julia, erfolgreiche Romanautorin, und ihr Mann Alexander, ehemals Art Director in der Werbebranche, jetzt Inhaber einer Galerie, haben zum Abendessen Julias Schwester Kathrin, Bloggerin, deren Ex-Mann Patrick, Künstler, und ihren jetzigen Lebensgefährten Oliver eingeladen. Nicht nur in privater Hinsicht ist diese Runde eine explosive Mischung. Zwischen Vorspeise, Hauptgang und Dessert gerät man in eine erbitterte Auseinandersetzung über Kunst und Kommerz, über Moral, Freiheit und Verantwortung. Der Streit eskaliert und es kommt zu Handgreiflichkeiten, als eine Nachricht von Alexanders Tochter für eine überraschende Wendung sorgt.

 

 

 

 

 

NEU

SICHER IST SICHER –
GERMAN ANGST

 

Stück von

UDO JOLLY

 

3 D, 3 H / variable Dekoration

UA frei

 

Das Ehepaar Simon und Helene lebt nach 9/11 und Fukushima in ständiger Angst vor einer nicht näher definierten Bedrohung „von draußen“. Gemeinsam mit seinem Nachbarn Ronald, einem Vorreiter in Sachen Sicherheit und Selbstverteidigung, schützt Simon sich und seine kranke Frau durch stete Aufrüstung ihres Hauses und Gartens mit neuen, digitalen Schlössern und Sicherheitsfenstern, Überwachungskameras, Stolperdrähten für Leuchtfallen, Panzertüren etc. Gelegentlich taucht noch die Bekannte Conny auf, die mit den beiden Männern als eine Art Bürgerwehr in Schutzwesten auf Patrouille geht. Als Sohn Florian von einem längeren Auslandsaufenthalt heimkehrt, ist er zunächst belustigt, dann jedoch zunehmend beunruhigt über die neuen Entwicklungen in seinem Elternhaus. Florians rationalen Argumenten begegnet der Vater mit Verschwörungstheorien und der Behauptung, Florian habe ja keine Ahnung. Die Paranoia greift um sich bis die Situation eskaliert.

 

Ein Stück über die typisch deutsche, generelle Angststörung, die keinen Anlass mehr braucht, um zu vollkommen irrationaler Paranoia und Panik zu werden, und den Betroffenen alle Lebenslust nimmt, ja zu lächerlichen Überreaktionen, krankhaftem Rückzug und vielleicht sogar zu ernsthaften Erkrankungen führt.

 

 

 

 

 

NEU   

HURRICANEKernen Benjamin

 

Ein Katastrophenstück

von

BENJAMIN KERNEN

 

3 D, 3 H / 1 Dek.

UA frei

Das Szenario einer Naturkatastrophe. In einem düsteren Keller suchen einige Menschen Zuflucht vor einem gewaltigen Sturm. Das Ehepaar Samantha und Michael haben sich mit ihrem Baby in den Keller gerettet, der Nachbar Peter ebenfalls. Schon fehlt es am Nötigsten, wie Windeln für das Kind. Regina, eine ältere Dame, gesellt sich etwas desorientiert dazu; begreift nicht, dass draußen ein Orkan tobt.

 

Die Notgemeinschaft versucht sich dürftig im Keller einzurichten. Man unterhält sich über alles Mögliche, Vergangenes und Aktuelles. Michael und Peter geraten in einen Kampf; Regina hat ein Weinregal entdeckt, dem sie nun zuspricht. Nach einiger Zeit kommen noch die neuen Nachbarn hinzu. Immer größere Konflikte brechen auf – während das Auge des Sturms naht.

 

 

 

 

 

DIE VERANDA

(La Véranda)

 

Häusliches Trauerspiel von

JONATHAN KERR

 

Aus dem Französischen von Heinz Schwarzinger

3 D, 3 H / variable Dek.

DSE frei

 

Ein in Arbeitslosigkeit und Armut lebendes, kinderloses Paar mittleren Alters erhält das Angebot ein neues, schickes Ferienhaus zu warten: im Nebengebäude zu wohnen, die Mieter zu empfangen, Einbrecher fernzuhalten und alles zu versorgen. Das ist SIE, die die Familie des Eigentümers des Hauses kennt und die ihren Mann, IHN, für die Tätigkeit vorschlägt. Beide haben einen wirtschaftlichen Zusammenbruch erlitten und sind sozial ganz unten. Die Besitzerfamilie ist Teil der herrschenden Klasse, des Großkapitals. ER betont klassenbewusst vorwurfsvoll die sozialen Unterschiede zwischen beiden Seiten und hat Vorbehalte gegen dieses scheinbar großzügige Angebot, während SIE der neuen Aufgabe freudig entgegen sieht.

 

Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind extreme Gegensätze auf der sozialen Leiter und des Glücks. Aber die Zeiten ändern sich, und alle diese Menschen müssen leben. Gleichnishaft wird eine Parabel erzählt von Arm und Reich und ihren Abhängigkeiten, von familiären Verstrickungen und Mechanismen der Herkunft.

 

 

 

 

NEU  

ANGST ODER KEINEAndrea Kindt 7

 

Stück von

ANDREA KINDT

 

3 D, 3 H (Mehrfachbesetzung) / var. Dek.

UA frei

 

Menschen in einer Spirale von vielen, verschiedenen Krisen – eine Art Endzeit im Plural. Die Kippunkte, tipping points, sind nicht mehr zu übersehen. Nach und nach führen sie zu einer Verkettung katastrophaler, punktueller Ereignisse. Eine Art unaufhaltsamer Strom, von dem immer mehr Dinge, Gewohnheiten und Denkweisen mitgerissen werden.

 

Alle Figuren wissen um alles. Sie spüren, erfahren dieses letzte Motorenstottern am eigenen Leib. Grenzwerte und Grenzwertiges vermischen sich, werden, wo möglich, verdrängt und wo dies nicht mehr gelingt, angepasst.

 

Hier wie dort liegt die Antwort zwischen Einsicht und Eskapismus. ANGST ODER KEINE. laviert zwischen Annahme und Abwehr, Trägheit und blanker Wut. In drei Akten, oder besser gesagt, drei Geschichten schummeln sich die Figuren durch eine Zukunft, die wir vor Kurzem als fern bezeichnet hätten. Dabei fühlen sie, verhalten sich wie wir, jetzt, und leben doch unter Bedingungen, die wir noch nicht kennen.

 

 

 

 

NEU 

GETEILTE WELT 

 

Stück von   

ANDREA KINDT

 

1 D, 1 H / 1 Dek.

UA frei   

 

Karl und Emmas 16-jähriger Sohn hat bei einer routinemäßigen Mandeloperation einen Blutsturz erlitten. Der Arzt erweist sich als überfordert. Während Emma in einem angrenzenden Wartesaal auf Nachricht wartet, kommt Karl von einer wichtigen Präsentation verspätet hinzu. Karl stellt die Notwendigkeit der Operation wie auch die Wahl des Privatkrankenhauses in Frage. Für seine Frau ein Zeichen, dass ihr Partner sich nicht nur der alltäglichen Sorge entzieht – sonst hätte er die chronisch entzündeten Mandeln bemerkt – sondern ihr darüber hinaus auch noch die Schuld an diesem tragischen Zwischenfall zuschiebt. Es entbrennt ein heftiges Wortgefecht, bei dem es um Zufall, Berechenbarkeit, Risiko und unterschiedliche Lebensanschauungen geht. In ihrer Verzweiflung wird Emma immer aggressiver und obgleich Karl versucht, sie zu beschwichtigen, lässt sich der Dammbruch ihrer über die Jahre verletzten Gefühle nicht aufhalten.

 

Im Laufe des Streitgesprächs verwandelt sich ihre Angst in Wut. Zurückblickend verweist sie auf die Kälte in Karls Familie und deren Mangel an Empathie, die es sogar jetzt, in einer Situation, in der es um Leben und Tod geht, nicht schafft, zusammenzustehen. Eine Familie, von der sich Emma auch nach 20 Jahren Ehe ausgeschlossen fühlt, obgleich sie ihrer Ansicht nach alles unternommen hat, ein Mitglied derselben zu werden. Mit der Bemerkung, er sei froh, dass er und Emma kein weiteres Kind haben, geht Karl zum Gegenangriff über und trifft seine Frau hart. Das Bangen um das Leben des Sohnes, dessen Zustand sich gefährlich verschlechtert, setzt alle schwelenden Konflikte dieser Ehe frei. Versöhnung und Tragödie stehen einander gegenüber. Umso erstaunlicher, dass am Ende ihre Fähigkeit obsiegt, sich ihrer und damit dessen zu erinnern, was sie einst ausgemacht hat. Die Kraft des immerwährenden Neuanfangs macht dieses Paar zu Überlebenden.

 

 

 

 

 

NEU

HARTE TAGE, GUTE JAHRE

 

Stück von

ANDREA KINDT

 

Nach dem gleichnamigen Bestseller von Christiane Tramitz

1 D / var. Dek.

Pr. 25.05.2025 piccolo teatro, Bremerhaven

 

Weil sie Liebeskummer hatte, packte die damals siebzehnjährige Bauerntochter Maria Wiesbeck aus Samerberg 1941 ihren Rucksack, verließ den väterlichen Bauernhof und stieg auf zur Oberkaser-Alm unterhalb des Geigelsteins in den Chiemgauer Alpen. Dort versorgte sie fortan als Sennerin das Vieh und kehrte seitdem nicht einmal in den harten Wintern von ihrer Alm ins Tal zurück. Die Oberkaserin, wie sie der Volksmund nannte, lebte einfach und gesund im Einklang mit der Natur. Sie führte ein ebenso entbehrungs- wie abwechslungsreiches Leben inmitten einer oft unwirtlichen Natur. Am Ende werden es 76 Jahre unbeugsame Einsiedelei gewesen sein. Doch mit den Jahren musste sie erkennen, dass auch auf der Alm das Vertraute mehr und mehr verschwand.

 

Es liegt in Mares Natur, die Dinge zu handhaben, etwas zu tun. Dabei lässt sie ihren Gedanken freien Lauf und erzählt sich und damit dem Zuschauer in assoziativer Form, was sie über die Jahre erlebt hat. Man taucht ein in das Existenzielle ihrer Situation, wo nur die Notwendigkeit des Überlebens zählt, reflektiert Erlebtes und erfährt gleichzeitig etwas über Wünsche und Hoffnungen dieser einst jungen und später am Leben gereiften Frau.

 

Mare spricht mit ihren Mitbewohnern, dem Berggeist und dem Heiland, den sie vom Kreuz holt, um ihn vor Hunger und Kälte zu schützen. Sie taucht ein in die Persönlichkeiten ihrer Familienmitglieder, denen sie Worte und Stimmen gibt. Und so sind es am Ende konkrete Spielsituationen, aus denen sich Erinnerungen, Gefühle und Reflexionen über das Gewesene und das, was noch kommen wird, ergeben.

 

Unterbrochen wird der Spielfluss durch die Anrufe ihrer Uralt-Freundin Rosa und der Bergwacht, die sie vor einem drohenden Lawinenabgang warnen. Doch Mare, gewohnt ihr Leben selbst zu bestimmen, wiegelt die Gefahr einerseits ab … und kokettiert andererseits mit der Möglichkeit, endlich ins Himmelreich auffahren zu dürfen. Die Lawine kommt. Wie angekündigt.

 

 

 

 

 

HOTEL BELLEVUEDiethard 0005

 

Szenen einer Komödie

von DIETHARD KLANTE

 

5 D, 8 H, Chor / 1 Dek.

UA frei

 

Das kleine Hotel Bellevue war Treffpunkt der oppositionellen Kräfte der DDR. An diesem Abend, fast 30 Jahre später, hat die Besitzerin, Frau Carl, noch einmal ihre Stammgäste eingeladen. Sie hat ihr Hotel an ein Reisebüro verkauft, zunächst aber soll das Haus eine Unterkunft für Asylbewerber werden. Was ist aus den Hoffnungen und Träumen von 89 geworden? Noch während die Gäste sich in den Haaren liegen, sammeln sich vor dem Haus die Wutbürger der Stadt. Sie wollen verhindern, dass hier „Asylanten“ einziehen. „Wir sind das Volk“ schreien sie, so wie die drinnen es 89 gerufen haben. Als das Bellevue zu brennen beginnt, fliehen die Gäste nach draußen. Am Ende sitzt Frau Carl allein in den Trümmern ihres Lebens.

 

 

 

 

 

VIA MALA

 

Stück von

JOHN KNITTEL

 

5 D, 4 H / var. Dek.

UA 1937 Zürcher Schauspielhaus, mit Therese Giehse in der Hauptrolle

Pr. 23.09.2017 Das Theater an der Effingerstrasse, Bern; 2020-23 Tournee Schweiz

 

Zwei Jahre sind vergangen seit dem Tod von Jonas Lauretz, Sägemüller an der Via Mala. Er wurde von seiner Familie, die er auf unerträgliche Weise tyrannisiert hatte, ermordet und verscharrt. Obwohl das Verbrechen bisher unentdeckt blieb, liegt die dunkle Vergangenheit wie ein Schatten auf der Familie.

 

Die Mutter, von schweren Schuldgefühlen geplagt, hat sich in den Glauben geflüchtet. Sie sieht nur in der Beichte eine mögliche Erlösung von ihren Seelenqualen, würde aber damit die Familie in Gefahr bringen. Ihre Tochter Hanna kümmert sich um sie, ihr Sohn Niklaus versucht vor Gericht eine Verschollenerklärung zu erwirken, damit die Familie endlich in Ruhe leben kann. Das Gesuch landet auf dem Schreibtisch von Untersuchungsrichter Andreas von Richenau, der inzwischen mit Silvia, der jüngsten Tochter von Lauretz, verheiratet ist. Beim Aktenstudium wird ihm schnell klar, dass etwas mit dem Verschwinden seines Schwiegervaters nicht in Ordnung ist. Die Wahrheit bleibt ihm nicht lange verborgen.

 

Verfilmungen:

Via Mala wurde erstmals in den Jahren 1943/44 nach der Romanvorlage von John Knittel, unter der Regie von Josef von Baky verfilmt. Das Drehbuch schrieben Thea von Harbou und John Knittel.

Die zweite Verfilmung des Stoffes erfolgte in 1961 in der Regie von Paul May mit Gert Fröbe in der Hauptrolle.

Die dritte Verfilmung von Via Mala ist ein dreiteiliger internationaler Fernsehfilm aus dem Jahr 1985 mit Mario Adorf in der Hauptrolle; Regie: Tom Toelle, Musik: Ennio Moricone.

 

 

 

 

 

MASCHINEN MANUSKRIPTEKOHLMEIER Astrid

 

Stück von

ASTRID KOHLMEIER

 

3 D, 5 H / var. Dek.

UA frei

 

Drei Freunde auf der Schattenseite des Lebens: der ruinierte Wissenschaftler Trotz, der erfolglose Nachrufschreiber Mo und der gescheiterte Fotograf und Pfandflaschensammler Fidelis. Die Rettung erhofft sich Trotz von einem Experiment über die Mechanismen von Glück und Unglück, an dessen Ende eine universelle Formel zur Konstruktion einer Glücksmaschinerie stehen soll. Als ahnungslose Versuchspersonen suchen sie sich einen schwerreichen suizidgefährdeten Witwer, einen gescheiterten Juristen und die mucksmäuschenstille Angestellte Aimée. Möchte-gernschriftstellerin Aszra soll den Versuchsverlauf protokollieren, doch in Wahrheit hält sie die Fäden in der Hand. Das Experiment wird jedoch zum Alptraum, die Suche nach der Formel fürs Glück mündet in Selbstzerstörung und Verzweiflung.

 

 

 

 

NEU 

DIE BRÜCKE

 

von

STEFAN KRAUSE

 

Theaterfassung

nach dem gleichnamigen Roman von Manfred Gregor 

1 D / mind. 15 H (Mehrfachbesetzung) / var Dek.

UA frei

 

Eine Schulklasse in einer deutschen Kleinstadt wird im April 1945 noch in Hitlers Armee eingezogen und zur Verteidigung einer kleinen Brücke gegen die anrückenden Amerikaner eingesetzt. Die Jungen sind sehr stolz darauf, endlich auch für das Vaterland kämpfen zu dürfen und erst einmal geschockt, als sie flüchtende Wehrmachtssoldaten erblicken. Bei einem Tieffliegerangriff kommt der erste von ihnen ums Leben. Noch bevor sie den Toten von der Brücke räumen können, nahen Panzer heran, denen sie sich in einer Mischung aus Rache- und Heroismusgefühlen entgegenstellen. In einem sinnlosen Kampf fallen alle Jungen bis auf einen.

  

 

 

 

 

RANDALELINKLATER Hamish

(The Vandal)

  

Stück von

HAMISH LINKLATER

  

Deutsch von Gerda Poschmann-Reichenau

1 D, 2 H / var. Dek.

UA 18.01.2013 Flea Theatre, New York

DSE frei

 

Ein starkes Stück über den Tod und über die, die zurückbleiben. Eine Frau und ein Junge treffen sich in einer kalten Nacht an einer Bushaltestelle. Spannend von Anfang an – nimmt es den Zuschauer mit in einen Strudel aus ihren wahren Geschichten und Lügen, die oft ununterscheidbar sind. Vor der Kulisse eines typischen Stücks des sozialen Realismus schürt es zu-nächst die vage Angst vor einer Gewalttat, driftet ab ins Surreale und Komische, öffnet sich kurz auf eigentlich unmögliche Liebesgeschichten, erzählt unerträglich kitschige Melodramen, von denen nur eines wahr ist, und schwenkt am Ende völlig unerwartet in eine Dimension fern jedes Realismus.

 

 

 

 

 

NEU

MEPHISTO IN AMERIKALOCK Norman web

(The Contract)

 

Stück in 19 Szenen von

NORMAN LOCK

 

Deutsch von Anna Machinek

2 D, 2 H / var. Dek.

UA 2005 Laurelgrove Theatre Company, Los Angeles

DSE frei

 

Das Stück ist eine wilde Anklage gegen die Gier der Konzerne, die Kollusion von Wirtschaft und Regierung. Das Leben und die Seele der Menschen sind durch Gier vergiftet worden.

 

In dieser Welt scheinen Dave und Kathy den Vorstadt-Traum erreicht zu haben. Sie ist eine junge Mutter. Ihr Kind ist jedoch durch einen Geburtsfehler krank und die Arztrechnungen haben die kleine Familie in finanzielle Schwierigkeiten gestürzt. Dave arbeitet in einem anonymen, staatlich gebundenen Chemiewerk in der Nachbarschaft, und kann die Familie mit seinem Verdienst nur halbwegs versorgen. Kathy freundet sich mit Irene an, einer geschwätzigen Nachbarin. Dave wird von Walt, dem charmanten, aber dämonischen Vertrauensmann der Gewerkschaft, wegen seines Interesses an einem Nebenjob angesprochen. Walt weiß dessen finanzielle Not und Hoffnungslosigkeit auszunutzen. Trotz seines im Wesentlichen anständigen Wesens ist Dave letztlich hilflos, sich den gewaltigen Kräften zu widersetzen, die sich gegen ihn zusammengeballt haben und die immer weiter über die Grenze der Legalität und ethischen Korrektheit hinausgehen.

    

 

 

 

 

VERMISSTENANZEIGEN

(Missing Persons)

 

Tragische Farce von

NORMAN LOCK

 

Deutsch von Georgia Eilert

2 D, 3 H, Doppelbesetzungen / var. Dek.

Auch als Hörspiel

UA frei

 

Karl meldet seine Frau Else als vermisst. Im Verlauf des Gesprächs mit der Polizei wird er immer unsicherer, bis er zuletzt gar nicht mehr weiß, ob er überhaupt verheiratet war. Seine Verwirrung bleibt. Alptraumartig steigert sich der Thriller: Nicht nur Menschen verschwinden, sondern auch Häuser, Polizeiwachen, Straßenzüge und ganze Stadtteile. Von den Verschwundenen sind alle Spuren getilgt, fraglich, ob sie je existiert haben. Auch Peter erkennt seine Geliebte Minna nicht wieder. Die eigene Identität wird so brüchig, dass Minna das Tonband zur Hilfe nimmt, um sich zu vergewissern, wer sie ist. Es wird ihr nicht helfen.

 

Diese verstörende und spannende Gedankenspielerei lässt sich nie restlos auflösen. Man glaubt, einem Beziehungskrimi oder einer Science Fiction über Weltverlust und -untergang beizuwohnen, und ist am Ende den wechselnden und einander widersprechenden Einfällen eines Autors beim Erfinden und Verwerfen einer Geschichte gefolgt.

 

 

 

 

 

MONSTER IM WINTER

(The Monster in Winter)

 

Ein neuer Psychothriller von

NORMAN LOCK

 

Deutsch von Hagen Horst

1 D, 4 H

DSE frei

 

Mr. Hyde lebt: Die dunkle Hälfte der gespaltenen Persönlichkeit aus Stevensons Roman ist nach dem Mord an Dr. Jekyll nicht hingerichtet worden, sondern lebt in einer Art Sicherungsverwahrung seit 25 Jahren in der Anstalt Broadmoor. Das Alter stimmt ihn, so scheint es, reuig und weise. Doch als der junge Amerikaner Frederick Drayton vorstellig wird, um das „Monster“ zu interviewen, weil er mit Hilfe dieser Schauergeschichten den Ruhm erringen will, der ihm als mittelmäßiger Schauspieler verwehrt blieb, hat er Hyde unterschätzt. Weit entfernt davon, sich so billig ausbeuten zu lassen, benutzt der raffinierte Mörder seinerseits den jungen Mann, um Rache zu nehmen. Durch geschickte Manipulation macht er ihn schließlich selbst zum Mörder.

 

Unter der Oberfläche eines Melodrams in düsterer Atmosphäre verbirgt sich ein veritabler Psychothriller. Das klassische Thema des Bösen, das in uns allen schlummert, wird akzentuiert durch die Frage nach der Faszination, die von Darstellungen des Schaurig-Schrecklichen ausgeht. Eine kluge und originelle Fortschreibung der weltberühmten Doppelgängergeschichte.

 

 

 

 

 

NEU

DER MENSCH LEBT NICHT

VOM MÜLL ALLEIN

 

Stück von

CHRISTOPH MAASCH

 

7 Spieler (m/w) /Dek ad libitum

UA frei

 

Freud und Leid, Chaos und Ordnung im Leben der Flaschensammler. In einer Großstadt geben sieben Menschen Flaschen und Kästen am Flaschen-Rückgabe-Automaten zurück, um das Pfand zu erhalten. Dafür haben Sie die unterschiedlichsten Motive. Doch geht es für sie auch darum ihr Revier gegenüber den anderen Sammlern abgrenzen. Dafür müssen sie immer in Bewegung bleiben: Wo ist der beste Ort, wann die beste Tageszeit? Ein jüngerer Flaschensammler beobachtet eine alte Frau, die hinter ihm auf dem Weg ist zu den Mülleimern. Er ist schneller, was bleibt für sie? Allmähliche Professionalisierung des Pfandflaschensammelns zum Lehrberuf – Bis es zur Gründung einer Firma zum professionellen „Flaschenernten“ mit gleicher Kleidung, Betriebsarzt, sichererem Arbeitsumfeld für die Sammler und Aufteilung der Stadtteile kommt.

 

 

 

 

 

NEU

NEVERMORE – Die Akte Poe

 

Stück von

CHRISTOPH MAASCH

 

2 D, 2 H (min / Doppelbesetzungen, min. 1 D, 1 H, 2 beliebig) / Wandeldek

UA 05.05.2009 Mainzer Kammerspiele, Mainz

 

Eine aberwitzige, phantastische Reise durch die Welt der Ängste, der Poesie, des Todes, die Literatur des Edgar Allan Poe. Gespickt mit Zitaten und Anspielungen wird versucht, die Persönlichkeit Poes und sein Schaffens-Modell zu analysieren. Abgründiges Grauen steht neben der Faszination von Tod, Verfall, Verwesung und der berückenden Schönheit eben dieses Grauens. Poe wird von seinen Dämonen, den abgespaltenen Seiten seiner selbst und seinen erdichteten Figuren verfolgt, gejagt und gestellt. Ein angsteinflößender Clown und der weise Rabe aus dem berühmten Gedicht begleiten den Dichter.

 

Ein raffiniertes und kenntnisreiches Stück, dem es gelingt, die beklemmende Atmosphäre der Erzählungen von Poe zu evozieren. Je mehr man die Erzählungen von Poe (er)kennt, desto größer ist das Vergnügen am Gruseln und dem Eintauchen in die Wahn- und Verzweiflungs-Zustände.

 

 

 

 

 

NEU

COSA NOSTRA GANZ EINFACH ERKLÄRTstefano massini

(Cosa Nostra spiegata ai bambini)

 

Monolog von

STEFANO MASSINI

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D

DSE frei

Try-Out 25.01.2024 Theater Die Pathologie, Bonn

 

Manchmal sollte man einfach nur nach Worten suchen, um Dinge zu erklären. Dies ist der Ausgangspunkt für die Geschichte, wie in Palermo am 19. April 1983 zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt eine Frau, Elda Pucci, die angesehene Ärztin, zur Bürgermeisterin gewählt wird. Im April, ein Jahr, 359 Tage später, am 13. April, musste Elda Pucci, die Ärztin, ihr Mandat wieder abgeben. Ein weiteres Jahr später, am 20. April 1985, wurde das Haus von Elda Pucci in Piana degli Albanesi durch zwei Sprengsätze in die Luft gejagt.

 

Vorher, in der Mitte, und im Danach, wo alles wie Kalk, wie Leim vermischt ist, die Milliarden von Heroin, die Ermordung von General Dalla Chiesa, Michele Reina, Piersanti Mattarella, Pio La Torre, des Schriftstellers Pippo Fava, der Zement von Vito Ciancimino, der Clans der Inzerillos, der Badalamentis, der Buscettas, die heranwachsende Macht von Totò Riina. Und die Stadt Palermo, die zum ersten Mal während der Amtszeit der Ärztin Elda Pucci als Zivilklägerin in einem Mafia-Prozess auftritt. Wenn man die Cosa Nostra Kindern erklären könnte, wäre alles anders. Doch die einfachsten Worte sind manchmal am schwersten zu finden, die, die nur das Theater aussprechen kann.

 

Eine Schauspielerin, ein Ensemble von Stimmen, die Bühne: die Geschichte einer Frau, einer Stadt, eines Jahres.

 

 

 

 

 

NEU

EICHMANN – WO DIE NACHT BEGINNT

(Eichmann – dove inizia la notte)

 

Stück von

STEFANO MASSINI

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D, 1 H / 1 Dek.

DEA 26.03.2025 Bühnen Bern, CH-Bern

 

Ein einziger Akt schockierender Einfachheit, ein fiktives Interview von Hannah Arendt mit Adolf Eichmann, der die Ausrottung von Millionen von Juden möglich gemacht hatte, und schließlich in Israel vor Gericht gestellt wurde. Aus den Protokollen der Verhöre in Jerusalem, aus den Gerichts-verhandlungen, der deutschen und jüdischen Geschichtsschreibung, sowie aus Arendts Essays entstand dieser intensive theatralische Dialog grausamer, beispielloser Macht mit einer überraschenden Perspektive: Eichmann das Monster, kommt als erschreckend durchschnittlicher Mann daher. Und genau hier nimmt schließlich das Böse Gestalt an: in der alltäglichsten und unvermuteten menschlichen Kleinheit.

 

 

 

 

 

ELTERNSPRECHSTUNDE

(L’ora di Ricevimento)

 

Stück von

STEFANO MASSINI

 

Deutsch von Sabine Heymann

5 D, 5 H (Mehrfachbesetzungen) / 1 Dek.

UA 2016 Teatro Stabile dell’Umbria, Rom

DSE frei

 

Professor Ardeche ist ein erfahrener und leidenschaftlicher Lehrer der literarischen Themen. Aber auch ein desillusionierter , zynischer, rücksichtsloser Beobachter und begabter Debattierer. Zu seinen Leidenschaften gehören Rabelais und Candide von Voltaire. Schade nur, dass sich seine Klasse im Herzen von Les Izards befindet, einem Problemviertel am Rande der Metropole Toulouse, in dem die Polizei permanent mit Drogendealerei und hoher Kriminalität kämpft: Seine 13 Schüler gehören vier verschiedenen Religionen an. Rabiat fordern die Eltern in den Sprechstunden die Beachtung ihrer religiösen Sitten, Gebote und Verbote ein. Diese ethnischen Anforderungen zeigen sich stärker als jede pädagogische Bemühung.

 

Ein Panorama zwischen grotesker Komik und verzweifelter Tragik, zwischen aufgeklärtem Bildungsideal und traditionellen Gegensätzen. Ein ebenso grandioses wie beklemmendes Stück zu der absolut aktuellen Problematik um das gesellschaftliche Ausmaß der gegenwärtigen Migrationsströme, gegen das die Nöte, aus denen eine Frau Müller weg muss, gestrig erscheinen.

 

 

 

 

 

NEU

DAS ENDE DES SCHAWUOT

(La fine di Shavuoth)

 

Stück von

STEFANO MASSINI

 

Deutsch von Sabine Heymann

3 H / Einheitsdek.

DSE frei

 

Die nächtliche Begegnung zwischen Franz Kafka und Jiczach Löwy, ersterer bestimmt einer der größten Schriftsteller aller Zeiten zu werden und dem anderen, einem der wichtigsten Schauspieler des jiddischen Theaters, geschah wirklich in einem Prager Theatercafé, als Ausgangspunkt, um über zwei Seelen auf der Suche zu erzählen, über zwei Leben, die noch nicht blühen, zwei Geschichten, die sich in einer Nacht der Vertraulichkeiten, Witze und geheimen Träume miteinander verbinden. Eine Geschichte zwischen Traum und Wirklichkeit…. wie das Leben eines jeden von uns.

 

Ausgehend von zwei interessanten historischen Persönlichkeiten, dem jungen Kafka und dem großen jiddischen Schauspieler Jizach Löwy, und einer wahren Begebenheit (ihr Treffen im Prager „Savoy“) schreibt Massini ein nächtlich-schwebendes Traumspiel über die Möglichkeit, sein Leben in die Hand zu nehmen und das Glück zu suchen – und über die große Angst vor dem Leben.

 

 

 

NEU

MANHATTAN PROJECT

 

Stück von

STEFANO MASSINI

Deutsch von Sabine Heymann

Besetzung: variabel

Welturaufführung 07.11.2024 Burgtheater, Wien

 

Alles beginnt mit einer Gruppe brillanter junger ungarischer Wissenschaftler, die aus dem Europa der Rassengesetze geflohen sind. Sie versammeln sich in New York und sind die ersten, die sich mit dem Problem der militärischen Nutzung von Uran befassen, an dem man im Reich zu arbeiten fürchtet. In einer rasanten Abfolge sehr menschlicher Porträts und fulminanter Episoden, mit fesselnden Dialogen, nimmt eines der dunkelsten Kapitel der Zeitgeschichte Gestalt an.

Dreh- und Angelpunkt des Werks ist Robert Oppenheimer, ein Wissenschaftler mit einem rastlosen und stets umkämpften Profil, der schon als Kind die Suche nach einer Logik bis zum bitteren Ende wählte, die ihn vor seinen inneren Monstern schützen sollte. Gerade er, ein gequälter, zerbrechlicher Mensch, wird im Auftrag von Vannevar Bush 1942 mit der wissenschaftlichen Leitung des Manhattan-Projekts betraut, in einem Crescendo der Spannung, das mit dem überwältigenden Aufstieg der Berliner Kriegsmaschine und des japanischen Imperiums Hand in Hand geht.

All dies wird im klassischen Stil von Stefano Massini zu einer wütenden und beunruhigenden Ballade, in der sich das Adrenalin des Countdowns mit Strudeln tiefer Menschlichkeit und Blitzen typisch jiddischer Ironie abwechselt, um ein großes Mosaik des nuklearen Massakers zu komponieren, das im Jahr 2022 in Europa erneut die schlimmsten Albträume erweckt.

 

 

 

 

 

SHENZHEN BEDEUTET HÖLLE

(Shenzhen significa inferno)

 

Stück von

STEFANO MASSINI

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D / Minimaldekoration

UA 07.05.2015 Teatro delle Donne al Teatro Manzoni, Calenzano

DSE Spielzeit 2024/25 Theater der Altmark – Landestheater Sachsen-Anhalt Nord, Stendal,

 

Für 60 Minuten werden vier Arbeiter, zwei Männer und zwei Frauen in einem Raum, eingeschlossen, und einem rücksichtslosen Test unterzogen, um ihre Fähigkeiten und ihre latente Fragilität zu testen und um herauszufinden, ob sie selbstmordgefährdet sind. Der Text wurde durch die wahre Geschichte einer Fabrik in China mit mehr als 300.000 Mitarbeiter inspiriert, in welcher Mobiltelefone montiert werden und die nach einer Serie von Selbstmorden im Jahr 2010 in der ganzen Welt berühmt wurde.

 

Mit minimalem Aufwand erzählt Massini viel mehr als nur eine Geschichte. Er entwirft vier Lebensläufe, vier ganz unterschiedliche Arbeiterschicksale, die exemplarisch für tausende andere stehen – und zusätzlich noch die Figur der Inspektorin, die zuletzt selbst noch zum möglichweise gefährdeten Opfer wird. Und er zeichnet in allen Einzelheiten die zynische Logik eines ausbeuterischen Systems der Gewinnmaximierung bis in ihre feinsten Verästelungen. Eine hoch brisante Spielvorlage mit einer kontinuierlich steigernden Spannung.

 

 

 

 

 

NEU

DIE TRAUMDEUTUNG

(L’interpretazione dei sogni da Sigmund Freud)

 

von

STEFANO MASSINI

 

Deutsch von Sabine Heymann

Variable Besetzung / var. Dek.

UA 23.01.2018 Piccolo Teatro Strehler, Mailand

DSE frei

 

Ein Meisterwerk und Meilenstein nicht nur der Psychoanalyse, sondern der gesamten modernen Kultur, hat „Die Traumdeutung“ von Sigmund Freud das vergangene Jahrhundert buchstäblich eröffnet und die Welt im wahrsten Sinne um den Schlaf gebracht. In Freuds Analyse ist der Traum nicht mehr und nicht weniger als eines der wertvollsten Instrumente, um während des Tages verdrängte Phantasien, die nachts in einer Art Theater aufgeführt werden, zu bearbeiten. Es besteht also eine sehr starke Verbindung zwischen Traum und Theater. Man kann sagen, der Traum ist ein Schauspiel, in dem sich jedes Ding camoufliert zeigt. Mit einer anderen Rolle. Aber von unendlicher und sehr viel größerer Authentizität.

 

Der Dramatiker und Regisseur Stefano Massini nimmt einige bekannte Passagen dieses Werkes auf, um dann zu einer Untersuchung der Möglichkeiten und des Potenzials dieses „glühenden“ Materials vorzustoßen. Eine Reise in die Dramatik der Traumbilder, die in einem stetigen Spiel mit Querverweisen zwischen realen Dialogen und bilderstürmender Abstraktion die narrativen Strukturen des Traums und seiner surrealistischen Verästelungen nutzt. Der Traum ist im Grunde genommen Aufbruch und Ankunft von allem, was die menschliche Kreativität, also auch das Theater betrifft.

 

Dieses Werk von Stefano Massini ist ein Steinbruch mit Steilvorlage für Regisseure, Bühnenbildner und ein kreatives Ensemble, für Interpreten also, die in der Lage und bereit sind, in den Mikro- und Makrokosmos menschlicher Phantasien vorbehaltlos einzutauchen und nicht davor zurückschrecken, sich allen menschlichen Höhen und Tiefen unseres bewussten und unbewussten Daseins zu stellen.

 

 

 

 

NEU

DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA

GEGEN HERBERT NOLAN

(Stato contro Nolan)

 

von STEFANO MASSINI

 

Deutsch von Sabine Heymann

Variable Besetzung / Einheitsdek.

DSE 12.03.2020 Schauspielhaus Bochum

 

(Der Text ist als Erzählung der zehn Geschworenen angelegt, die auch die Rollen der handelnden Personen übernehmen. Er kann aber in jeder möglichen Form aufgeführt werden, als Monolog, oder mit nur 2 oder mehr Schauspielern ebenso wie mit 20 Personen.)

 

Das Gerichtsverfahren, von dem Massini erzählt, geht auf einen Wirtschaftsstrafprozess zurück, der vor einem amerikanischen Gericht der Nachkriegszeit tatsächlich verhandelt wurde, und das Studium der Prozessakten hat den Autor derart beeindruckt, dass er beschloss darüber zu schreiben, da in unserer Gesellschaft nur wenige Themen so entscheidend sind, wie die dort verhandelten.

 

In einer abgelegenen ländlichen Provinz wird der Mord an einem Landstreicher von der Lokalzeitung genutzt, um die schlimmsten Ängste der Bürger zu entfachen und um sie damit möglicherweise zum Kauf von Schusswaffen zu bewegen. Der Wirtschaftsstrafprozess, in dem sich Staatanwalt Bernard Miles und der Rechtsanwalt Sigmund Nathan gegenüberstehen, ist sehr heikel: Wurden Steuern auf Werbung hinterzogen, da es sich nicht um reine journalistische Berichterstattung, sondern um eine geplante Kampagne zum Verkauf von Waffen handelte? In einer Debatte ohne Grenzen, mit kontinuierlichen Umstürzen, werden Zeugen vorgeführt und gegensätzliche Wahrheiten analysiert. All dies – in einem unheilvollen theatralischen Mechanismus – wird von den zehn Geschworenen der Jury subjektiv erzählt, die aufgerufen sind, sich mit wichtigen aktuellen Themen wie Angst, der Macht der Medien und der Ausbeutung der Realität zu beschäftigten und damit tiefer denn je an die Wurzeln ihrer Zugehörigkeit zu einem demokratischen Staat zu gehen.

  

 

 

 

      

NEU

BERLINMURRAY-SMITH Joanna

(Berlin)

 

Stück von

JOANNA MURRAY-SMITH

 

Deutsch von John von Düffel

 

1 D, 1 H / 1 Dek.

UA 22. April 2021 MTC, Southbank Theatre, Melbourne

DSE frei

 

Tom trifft Charlotte in einer Bar. Tom ist ein junger Amerikaner, auf seiner ersten Reise nach Berlin. Charlotte ist eine betörende Barkeeperin. Sie sind beide jung, klug und charismatisch – und landen in den frühen Morgenstunden in Charlottes Wohnung in Prenzlauer Berg. Im Laufe der Nacht gehen Begehren und Sehnsucht Hand in Hand mit verheerenden Geheimnissen. Sind es nur zwei junge Menschen, die sich verlieben, oder sind sie heutige Opfer der ungebrochenen Präsenz der Geschichte?

 

In diesem spannenden Stück kreiert Joanna Murray-Smith eine Welt voller Leidenschaft und Intrigen, die die Frage stellt, was es wirklich bedeutet, der Vergangenheit zu vergeben.

 

 

 

 

 

NEU

DAS MEER, VON FERN

(La concordance des temps)

 

Stück von

JÉRÉMIE NIEL

 

nach dem gleichnamigen Roman

von Evelyne de la Chenelière

 

Deutsch von Gerda Poschmann-Reichenau

1 D, 1 H / var. Dek.

UA 04.12.2013 Usine C, Montréal

DSE frei

 

„Pierre-und-Nicole“ bilden eine außergewöhnliche Symbiose. Jetzt ist das Paar kurz davor, sich zu trennen. Nicole wartet auf Pierre in einem Restaurant. Beide überlassen sich ihren Gedanken über ihre Beziehung und Vergangenes. Pierre ist in seinen widersprüchlichen Emotionen gefangen. Er hat beschlossen, sich von seiner Frau zu trennen, sie hingegen möchte die Beziehung fortsetzen. Die Bilanz einer schwierigen Liebe und der Rückblick auf zwei Leben, die sich einmal aus seiner, einmal aus ihrer Sicht auftun. Die beiden inneren Stimmen, so eng verschlungen wie die dazugehörigen Lebenswege, kreisen immer wieder um Geschlecht, Herkunft, Tod und die Unzulänglichkeiten der Sprache. Wenn sie nicht taugt zur Verständigung, wie soll dann Liebe möglich sein?

 

Als Stück über „den metaphysischen Schwindel unserer Endlichkeit“ ist dies ein intensives und verwirrendes Bühnenobjekt. Das Stück hallt in seiner eigenwilligen Form und dem geradezu hypnotisch wirkenden Parlando nach wie das Rauschen des Meeres.

 

 

 

 

 

NEU

VINCENT

DIE GEISTER, DIE ER RIEF

 

Stück von

JULIE NEZAMI-TAVI

 

1 H, 3 Darsteller

UA frei

 

Vincent van Gogh, bekannt für seine emotionale Intensität und seinen lebendigen Pinselstrich, kämpft die meiste Zeit seines Lebens mit seiner eigenen Unsicherheit sowie wirtschaftlichen und persönlichen Schwierigkeiten, die hauptsächlich auf seine psychischen Probleme zurückzuführen sind. Er wird von seinen mentalen Dämonen gequält. Diese drei unkonventionellen Protagonisten, der/die Destruktive, der/die Leidenschaftliche und der/die skeptische Zweifler:in, die ihn aufgesucht haben, machen ihm das Leben schwer.

 

Vincent strebt zunächst die Laufbahn des Geistlichen an und arbeitet als Laienprediger in der Borinage, einer armen Bergarbeiterregion in Belgien. Von Malerei ist noch keine Rede. Aus Enttäuschung über die Kirche und die daraus resultierende Abkehr, entwickelt er sich zum Maler. Er zieht in den Süden Frankreichs nach Arles, wo er die Natur auf der Leinwand festhält. Sein enger Freund und Kollege Paul Gauguin zieht zu van Gogh in seine neue Heimat, verlässt ihn jedoch bald wieder nach einem Streit. Nur van Goghs Bruder und Kunsthändler Theo hält zu ihm und unterstützt ihn, wo er kann. Meistens ist der Künstler aber allein mit sich und seinen unberechenbaren Stimmungsschwankungen.

Die Charaktere wie Paul Gauguin, ebenso wie Vincents Bruder Theo und andere treten faktisch nicht auf. Vielmehr wird seine Geschichte durch die (Selbst-)Gespräche Vincents mit seinen drei mentalen Dämonen, die ihn nie loslassen, und deren Einflussnahme, dargestellt.

 

 

 

 

   

NEU

ECHO’S ENDNorris

   

Stück von

BARNEY NORRIS

   

Deutsch von John und Peter von Düffel

2 D, 4 H / var. Dek.

UA 29.03.2017 Salisbury Playhouse

DSE frei

     

Der Erste Weltkrieg wirft seine Schatten ins ländliche England und ein junges Paar findet sich gefangen im Aufruhr unruhiger Zeiten. John und Anna’s Familien leben seit Generationen hier nebeneinander das harte Leben von Kleinbauern. Jeder erwartet, dass die beiden heiraten. Doch ihre Beziehung ist schwieriger, als die Familien denken. Es ist 1915 und private Leben werden von öffentlichen Ereignissen geprägt. John wird, auch aus Wut, dass Anna ihn noch nicht heiraten will, in den Krieg ziehen. In seiner Abwesenheit beginnt Anna mit dem verwundeten Neuseeländischen Soldaten Jack eine Affäre, ungewiss, wann er wieder fort muss. Die Konsequenzen sind vorhersehbar, doch für die Beteiligten vernichtend.

 

Norris hat die seltene Gabe, die stille Poesie des Lebensalltags herauszuarbeiten, und fängt mit diesem Stück präzise die Widersprüche ein, die gesellschaftliche Umbrüche wie Kriege hervorrufen: Träume werden zerstört und Menschen verändert – die, die bleiben und die, die fortgehen.

 

 

 

 

   

NEU

GESCHÄFTSIDEENBrianParks1

Aufstieg und Fall

(Enterprise)

       

Stück von

BRIAN PARKS

   

Deutsch von John und Peter von Düffel

4 H / var. Dek.

UA 02.02.2017 Brick Theater, Brooklyn, New York

Gewinner des Scotsman Fringe First Award 2017, Edinburgh Festival Fringe

DSE frei

  

Vier ehrgeizige Geschäftsleute kommen in ihr Büro, und der Tag in ihrem Firmenwolkenkratzer scheint ein gewöhnlicher zu werden. Aber ihr Morgen nimmt eine dramatische Wendung, als Owens buchstäblich den Zusammenbruch des Aktienkurses riecht.

 

Also verbünden sie sich, um in den folgenden vierundzwanzig Stunden das Unternehmen und sich selbst zu retten. Der bebrillte Weber, der frischgesichtige Sanders, der etwas begriffsstutzige Owens und der erfahrene Landry haben große Ideen wie sie den Boss ihres gefährdeten Unternehmens mit einem Vorschlag beindrucken können, der die Gewinnspannen wieder in die Stratosphäre schießen lässt.

 

Es ist ein Projekt, das sie tief in eine bizarre Nacht führt, die Spionage, Hypnotismus und vielleicht einen Kobold beinhaltet. In ihren Diskussionen gibt es keine Erwähnung von Haus, Familie oder Frauen – als Ehepartner, Verwandte oder Kollegen. („Astrologie ist Astronomie für Mädchen“, sagt Landry abweisend.) Keine Überraschung: Diese Männer leben nur, um miteinander zu konkurrieren und sich gegenseitig (und ihren Chef) zu beeindrucken. Niemand sonst hat irgendeinen Platz in ihrem zur Schau-stellen von potenzieller Intelligenz und selbstverzehrendem Testosteron.

 

Aber wie sieht ihr Schicksal am nächsten Morgen aus?

  

 

 

 

 

 

NEU 

DER PROFESSOR

(The Professor)

 

Monolog von

BRIAN PARKS

 

Deutsch von John von Düffel

 

1 H / 1 Dek.

UA 01.08.2019 Edinburgh Fringe, Edinburgh

DSE 02.08.2023 Fränkischer Theatersommer, Landesbühne Oberfranken, Hollfeld

 

Der Professor, Akademiker der alten Schule, hält eine Vorlesung, bevor er den Grund verrät, warum dies seine letzte sein wird.

 

Es ist keine langweilige Geschichte über „verrückte politische Korrektheit“, über rassistische Einstellungen oder unangemessene Beziehungen zu Studenten; das Problem dieses Professors ist, dass er völlig verrückt ist und unter anderem fest davon überzeugt, dass bestimmte kleine Tierarten Bücher lesen können.

 

Nun hält er eine Vorlesung über die westliche Zivilisation, in der es um Mathematik, Literatur, Poesie, das Theater, die klassische Musik und – etwas skeptisch – um Tanz geht. Er liebt die bildenden Künste und ist am glücklichsten, wenn er durch die Straßen einer europäischen Hauptstadt zu einem berühmten Museum eilt, das legendäre Kunstwerke beherbergt. Der Höhepunkt seiner Erzählung findet vor der Mona Lisa im Louvre statt, als er sich eine genial-abscheuliche Methode ausdenkt, um den Saal von anderen Besuchern zu räumen, damit er etwas Zeit allein mit dem Meisterwerk verbringen kann; und er wird seine große Entdeckung über das sphinxartige Lächeln der Mona Lisa verraten.

 

 

 

 

NEU

SHORTLIST

 

Komödie von BRIAN PARKS

 

Deutsch von Anna Machinek

2 H / var Dek.

UA 02. August 2023 Edinburgh Fringe Festival

 

Jedes Jahr wird die Auswahlliste für den wichtigsten Literaturpreis bekannt gegeben, und Higgins und Houghton wetteifern wieder einmal um die begehrte Auszeichnung. Es handelt sich um eine seit langem bestehende berufliche Rivalität, aber sie hassen sich mit einer Abscheu, die nur aus Selbsthass geboren werden kann. Um dies zu verbergen, haben beide eine sehr aufgeblasene Meinung von sich selbst. Und da der eine Schriftsteller dazu neigt, populistische Romane zu schreiben, die sich gut verkaufen, und der andere von der Kritik gefeierte Romane, die niemand lesen will, hat die Selbstverherrlichung der beiden Autoren jeweils eine andere Note. Sie schwelgen in immer lächerlicheren Übertreibungen über sich selbst und ihre eigenen Talente, während sie auf dem Boden der Tatsachen nach bitteren Schimpfwörtern und oft bösartigen Sticheleien suchen, die sie dem anderen entgegenschleudern können.

 

Irgendwann hören sie von einem literarischen Aberglauben, wonach frühere Preisträger vor der Bekanntgabe des Preises immer das Grab einer großen berühmten Autorin besucht haben. Sie fragen sich, ob der Besuch des Grabes ihre Gewinnchancen erhöhen würde, verurteilen dies öffentlich als leeren Aberglauben. Heimlich machen sie sich jedoch auf den Weg zu ihrem Grab. Natürlich treffen sie aufeinander, es kommt zu weiteren Spötteleien, und dann verirren sich die beiden irgendwie und laufen Gefahr, zu spät zur Preisverleihung zu kommen. Beide geraten in Panik, und das macht Platz für Verletzlichkeit und einige seltene Momente gegenseitiger Zuneigung und Abhängigkeit. Und so wird die ganze Komplexität dieser Hassliebe deutlich.

 

Parks schreibt wunderbar – mit Tempo und Humor. Er zeigt sowohl Zuneigung als auch Verachtung für seine eigenen Figuren. Das Stück ist zudem sehr klug. Ein Großteil des Schreibens dreht sich um das Schreiben selbst. Es ist voll von schnellen Einzeilern und Erwiderungen. Die Werkzeuge des Schriftstellers – Absätze, Semikolons, Adverbien, Adjektive, Einrückungen und natürlich die mächtige Feder – werden in diesem Kampf zu Waffen.

 

 

 

 

DIE UNZERTRENNLICHENPAULMANN

    

Ein Live-Action-Role-Play von

THOMAS PAULMANN

  

1 D, 1 H / 1 Dek.

UA frei

  

Marina und Günther sind beruflich erfolgreich, kinderlos glücklich im Eigenheim mit Flatscreen-TV. Doch als ein alter Freund mit Frau zu Besuch kommt, stürzt das mühsam errichtete Kartenhaus aus Illusionen und schönem Schein ein. Marina gibt ihrem Mann, nach einer Hodenkrebs-Operation unfruchtbar, die Schuld an ihrem unerfüllten Leben. Die Gäste werden Zeugen ihrer verzweifelt genüsslichen Abrechnung.

 

Die Interaktion wird zentral in diesem Live-Action-Role-Play, einer neuen Form der Einbeziehung des Publikums, ideal für kleine Bühnen und Foyerproduktionen.

 

 

 

 

 

NEU

CARBONPier Lorenzo Pisano foto 560x420

(Carbonio)

     

Stück von

PIER LORENZO PISANO

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D, 1 H, 4 Stimmen / var. Dek.

DSE frei

 

Siegerstück des 56. Premio Riccione per il Teatro, 2021

Theatertreffen 2022: In der Abschlussdiskussion der Stückemarkt-Auswahl berücksichtigt

2022: Unter den drei Texten der Auswahl des Italienischsprachigen Komitees von Eurodram

 

Die erste nahe Begegnung mit einer außerirdischen Lebensform hat stattgefunden. Doch die Begegnung findet nicht an einem entlegenen Ort statt oder als das übliche körnige Video von einer Kamera: Es ist eine Begegnung in aller Öffentlichkeit, grell beleuchtet und mit einer riesigen Menschenmenge drumherum. Jeder hat es gesehen, Hunderte von Zeugen, Fotos, Videos. Was bedeutet es, mit etwas Außerirdischem in Kontakt zu kommen? Was ist ein „Außerirdischer“, der ganz anders ist als wir? Das Stück hinterfragt die heutige Welt, unsere tiefe Natur und unseren Sinn für die Realität.

 

 

 

 

 

NEU    

ZU DEINEM BESTEN

(Per il tuo bene)

   

Stück von

PIER LORENZO PISANO

 

Deutsch von Sabine Heymann

2 D, 3 H (Mehrfachbesetzung) / var. Dek.

 

Premio Riccione – Pier Vittorio Tondelli 2017

UA 08.01.2019 Teatro delle Passioni di Modena

DSE frei

         

Ein Sohn kehrt nach Hause zurück, um sich einer schwierigen Situation zu stellen, und seine Ankunft setzt die ursprünglichen Familienmechanismen in Gang. Die Rückkehr an den Ort, an dem man aufgewachsen ist, ist ein Eintauchen in unsere ursprüngliche Identität. Der Ruf des Herdes, der Zuneigung, aber auch die Ablehnung derselben, lässt alte Reden und Gewohnheiten wieder aufleben. So werden tragikomische Mechanismen ausgelöst, als ob die Zeit nicht vergangen wäre. Vorwürfe, Schuldgefühle, Zynismus, bissige Witze, Groll und unausgesprochene Zuneigung kommen mit Grausamkeit und Zärtlichkeit zum Vorschein und enthüllen von Zeit zu Zeit kindliche und brüderliche, ja sogar widersprüchliche Gefühle zwischen den verschiedenen Generationen. Und die Unkommunizierbarkeit, die sie kennzeichnet.

 

Die verbale Dynamik, die in diesem Stück in Gang gesetzt wird, einfach und direkt, in ruhigen oder lebhaften Tönen, öffnet die Welt der Familie mit großer Entschlossenheit. Die einzige abwesende Figur in diesem Mikrokosmos, um die sich aber alles dreht, ist der kranke Vater.

 

 

 

 

    

MAKE UPPOCH GOLDIN

  

Stück von

ALEX POCH-GOLDIN

   

Deutsch von Gerda Poschmann-Reichenau

3 D, 2 H / var. Dek.

DSE frei

  

Mark und Joanne leben in einer wenig aufregenden Ehe zusammen. Tochter Ruby ist gerade flügge geworden und geht aufs College. Während seine Frau sich in erfolgreichen Modeboutiquen selbst verwirklicht, fühlt der 50jährige Anwalt Mark sich unzufrieden und leer. Ist das nur die Midlife Crisis? Als er online wieder Kontakt zu seiner ehemaligen Geliebten Sally aufnimmt, beginnt Mark ein gefährliches Doppelspiel. Doch auch Ruby führt ein zweites Leben im Netz.

Ein bitterkomisches Drama unserer Zeit, das aus der Visualisierung virtueller Kontakte und Beziehungen auf der Bühne überraschende und schockierende Effekte erzeugt.

  

  

 

 

 

DIE LAMPEDUSA-TRILOGIEPROSA lina

(Trilogia del Naufragio)

LAMPEDUSA BEACH 

LAMPEDUSA SNOW

LAMPEDUSA WAY 

Epilog: PORTRÄT DES SCHIFFBRÜCHIGEN NUMMER NULL

 

von

LINA PROSA

 

Deutsch von Sabine Heymann

DSE frei

  

Lina Prosa greift das Flüchtlingsthema in ihren Lampedusa-Stücken auf und lässt vier Protagonisten, Angehörige derselben Familie, ihre Fluchtgeschichten erzählen. Drei verschiedene Texte in demselben Bewusstsein des Wanderns, der Hoffnung und des Wahnsinns der Menschen. Drei verschiedene Texte in demselben Bewußtsein des Wanderns, der Hoffnung und der Wahnsinn der Menschen.

 

Lampedusa Beach ist ein Text für eine jüngere Schauspielerin – Lampedusa Snow ist ein Text für einen jüngeren Schauspieler – Lampedusa Way ist ein Text für eine Schauspielerin und einen Schauspieler (Tante und Onkel der beiden ersteren, mittleren Alters also).

  

LAMPEDUSA BEACH / 1 D

Ein schockierendes Stück über die Reise der Nordafrikanerin Sheuba, das afrikanische Mädchen, das auf ihrer von Schleppern organisierten Reise in den „Westen“ im Mittelmeer ertrinkt. In diesem Monolog von poetischer Brillanz, nimmt uns die Autorin mit in das Wrack derer, die davon träumen, in einem Land der Hoffnung zu landen.

  

LAMPEDUSA SNOW / 1 H

Der junge afrikanische Ingenieur Mohamed, der wegen Überfüllung der üblichen Auffanglager gemeinsam mit hundert Leidensgenossen in ein Flüchtlingslager in die Dolomiten auf 1800 Meter Höhe zur Identifizierung „ausquartiert“ wird und dort überwintert (ein authentischer Fall aus dem Jahr 2013). Schneehunde finden ihn irgendwann begraben unter einer Lawine, in der Tasche den Asylantrag und einen Abschiedsbrief – er hat Selbstmord begangen.

   

LAMPEDUSA WAY / 1 D, 1 H

Mit dem letzten Teil Lampedusa Way beendete Lina Prosa ihre Trilogie. Shaubas Tante Mahama und Saifs Onkel Mohamed, begeben sich in Lampedusa auf die Suche nach ihren beiden Angehörigen. All ihre Versuche, etwas herauszufinden, bleiben erfolglos, als ihre Aufenthaltsgenehmigung abläuft, beschließen die beiden, illegal in Italien zu bleiben. Der soziale und existentielle Selbstmord nimmt seinen Lauf.

     

Epilog: PORTRÄT DES SCHIFFBRÜCHIGEN NUMMER NULL / 1 D

Nach Diegos Verrat wird Désirée von der Erinnerung an ihre leidenschaftliche Liebe eingeholt, deren Ort das rote Schiff gewesen ist. Diegos Verrat besteht im Verkauf dieses roten Schiffes an die Libyer, die es für den illegalen Transport von Afrikanern nutzen. Das Meer spült den leblosen Körper eines Schiffbrüchigen an Land, dem ein Stück rotes Holz am Körper haftet. In Désirée explodiert der Zweifel, sie muss die Wahrheit herausfinden. Wo, wie?

 

 

 

 

    

MÜTTERQUADFLIEG Roswitha

  

Stück von

ROSWITHA QUADFLIEG

  

3 D / Simultandek.

UA frei

  

Auf einem Friedhof bringt der Zufall zwei grundverschiedene Frauen zusammen, eine pensionierte Klavierlehrerin und eine arbeitslose junge Verkäuferin auf Hartz IV. Beide haben vor wenigen Monaten ihr einziges Kind unter tragischen Umständen verloren, doch sie wissen nicht, dass ihre Schicksale auf schreckliche Weise miteinander verknüpft sind. Vergeblich suchen sie zunächst, einander aus dem Weg zu gehen und jede für sich zu trauern. Doch Einsamkeit und Verzweiflung lassen die beiden zu Freundinnen werden, bis die schreckliche Wahrheit offenbar wird: Der Sohn der einen hatte die Tochter der anderen entführt, versteckt gehalten und missbraucht.

 

In bewegenden Szenen macht die Autorin nachvollziehbar, wie es den beiden Müttern mit dieser schrecklichen Geschichte geht, wie sie in ihrer Einsamkeit nach dem Strohhalm greifen, den die jeweils andere für sie darstellt, und wie grausam die Wirklichkeit ihnen diesen Strohhalm zu entreißen droht, weil sie in ein Geschehen verstrickt sind, auf das sie selbst keinen Einfluss hatten. Eine hoch sensible theatrale Antwort auf die spektakulären Entführungsfälle der jüngsten Zeit.

 

 

 

 

 

NEU

GIACOMETTIS GEFÄHRLICHE GELIEBTE

„Ich war sein Wahnsinn“

 

Stück von

WOLFGANG SCHUKRAFT

 

1 D

UA 15. September 2021 kunsthalle weishaupt, Ulm

 

Er, Giacometti, ist fast 60 Jahre alt und gehört zu den erfolgreichsten Künstlern seiner Zeit. Sie, Caroline Tamago, ist knapp 20, das Leben hat sie nicht freundlich behandelt, sie sucht sich ihre Kunden in einschlägigen Lokalen. Sie treffen sich. Sie wird Geliebte und Model. Eine Amour fou, die bis zum Tod Giacomettis anhält.

 

Jahrzehnte später wird in einer der vornehmsten Pariser Gegenden, im Gebäude der „Fondation Alberto et Annette Giacometti“, das Atelier des Künstlers rekonstruiert, das nichts anderes als eine elende Bruchbude war – kalt und zugig, der Boden aus gestampftem Lehm, die Toilette auf dem Gang, im Winter meist eingefroren. Das Einzige, was von der Originalausstattung fehlt, sind die Stühle, auf denen sich der Künstler und das Model gegenübersaßen: ein Hocker mit Eisenfüßen und ein Flechtstuhl. Diese Stühle hat Caroline nach Giacomettis Tod in ihren Besitz gebracht. Nun wird sie aufgefordert, ihren Schatz herauszugeben, doch sie verteidigt sich und die Stühle mit Leidenschaft, Berechnung und Skrupellosigkeit. Es wird daraus ein Spiel um Liebe, Abhängigkeit, Ausbeutung und vor allem um die Kunst und den Künstler Giacometti.

 

Das Stück spiegelt die Geschichte einer gefährlichen Liebe und ist ein spannungsvolles Porträt des Künstlers Giacometti und seiner Kunst.

 

 

 

 

 

NEU

BLOOMSBURY / FRESHWATERSCHWARTZ Tobias

  

Stück von

TOBIAS SCHWARTZ  / VIRGINIA WOOLF 

   

Übersetzung FRESHWATER  von Tobias Schwartz

8 D, 5 H / Doppelbesetzungen / Stat./ var. Dek.

UA frei

   

Am 18. Januar 1935 findet die Uraufführung von ‚Freshwater‘, einer verspielt versponnenen und menschliche Abgründe schwarzhumorig ironisierenden Komödie von Virginia Woolf in einem Künstleratelier vor 80 Zuschauern im Londoner Bohème-Viertel Bloomsbury statt. Die Laiendarsteller sind allesamt im weitesten Sinne Angehörige des Bloomsbury-Kreises, der überwiegend aus Künstlern besteht. Diese schlüpfen für die ‚Freshwater‘-Privatpremiere in die Rollen der berühmten viktorianischen Persönlichkeiten. ‚Freshwater‘ erzählt von einer kleinen, familiären Künstlerkolonie, die sich in einen hermetischen Elfenbeinturm verwandelt hat. Der „Dienst an der Kunst“ wird ins Groteske getrieben, alles im Umfeld der Künstler ist nur Mittel zum Zweck – selbst wenn es sich bei diesen Mitteln um Menschen handelt.

   

Das Stück ist als Buchausgabe im Aviva Verlag verlegt.

 

 

 

 

  

NEU

DIE ASTRONAUTIN

   

Ein Bühnenmonolog von

TOBIAS SCHWARTZ

   

1 D / Verwandlungsdek.

UA frei

   

Eine Astronautin ist seit Jahren alleine im Raumschiff im All unterwegs. Sie hat den Auftrag, Zivilisationspotentiale auf anderen Planeten zu suchen. Die Erde musste vor langer Zeit gesprengt werden, Ersatzplaneten wurden besiedelt, abgewickelt. Der hinterlassene Schaden ist mittlerweile irreparabel. Ihr letzter Funkkontakt zu einem anderen Schiff der Flotte liegt lange zurück. Im Anflug auf einen unbekannten Planeten erwacht ihr verschüttet geglaubtes menschliches Ich wieder. Durch alte Einträge im Logbuch erfährt sie, dass sie früher nicht allein war, kann sich aber zunächst nicht erinnern. Doch dann erlebt sie das Betreten des neuen Planeten plötzlich ungefiltert, empfindet, singt. Da bekommt sie plötzlich Panik, will zurück zum Raumschiff… Oder doch nicht?

 

Es ist die Vision einer Menschheit, die nach der Vernichtung der Erde eine neue Heimat suchen muss und dabei eine Spur der Vernichtung durch das Weltall zieht. Eine Utopie, in der es dem Einzelnen gerade noch rechtzeitig gelingt, sich der Manipulation der herrschenden Macht zu widersetzen, und die letzten Reste seiner emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten zu aktivieren.

 

 

 

 

DESTILLE

  

Eine Kneipenkomödie von

TOBIAS SCHWARTZ

 

3 D, 10 H, Stat. / Einheitsschauplatz mit Nebenschauplätzen

UA frei

 

Strandbar oder Eckkneipe? feuchtfröhliche Parallelwelten sind beide. Und wo Menschen aufeinander treffen, entsteht immer auch Gesellschaft. Das Stück schildert den Verlauf eines angeheiterten Abends vom ersten Bier bis zur finalen Versöhnung, mit Flirts, Schlägereien und Gesprächen zwischen Nonsens, alltäglichen Problemen und philosophischem Tiefsinn.

 

 

 

 

  

HAMLET GUCKEN

 

Eine Collage und mehr von

TOBIAS SCHWARTZ

  

5 D, 5 H / 1 Dek.

UA frei

   

Man geht ins Theater, Hamlet steht auf dem Spielplan. Das Publikum ist gut gemischt, es gibt unter anderem eine Rentnerin und einen abgebrühten Theaterkritiker mit Begleitung, eine Studentin und auch einen Verirrten. Sie alle erwarten so manches von dieser Vorstellung, verfolgen das Spiel auf der Bühne unter verschiedensten Blickwinkeln, hören und sehen subjektiv eine Produktion, die sich der Zuschauer dieses Stückes zu denken hat. Denn der hört und sieht nur den Saal und verfolgt seinerseits, wie dort die Zuschauer, die er sieht, dem gedachten Shakespeare-Drama gedanklich folgen und es kommentieren, gelegentlich abschweifen und banalisieren, in der Pause diskutieren und schließlich – unmerklich und überraschend – mutieren, bis sie selbst die Hamlet-Protagonisten verkörpern. Das Spiel-im-Spiel-Publikum verleibt sich Shakespeares Drama ein, die Zuschauer werden zu Ophelia und Gertrud, zu Horatio, Laertes, Polonius, Claudius und Hamlet, holen den Klassiker ganz nah in unsere Gegenwart, und die jungen Leute schreiben ihn auf ihre Weise zu Ende.

 

Die verblüffende Anverwandlung beginnt wie eine leicht boulevardeske Persiflage und nähert sich mit zunehmendem Ernst in immer enger werdenden Kreisen dem, was man zuletzt als heute noch explosiven Glutkern des Hamlet erkennen kann. Klug collagiert der Autor Zitate aus gebräuchlichen Shakespeare-Übersetzungen und Thesen ihrer Rezeption mit Textzeilen aus Rock, Pop, Dichtung und Philosophie.

   

 

 

    

        

NACHT, REFLEKTIEREND

       

Stück von

TOBIAS SCHWARTZ

      

2 D, 2 H / Minimaldekoration

UA frei

     

Von „Die Nacht bietet Möglichkeiten“ bis „Es ist unangenehm, nach Hause zu kommen und das eigene Haus brennt“: das Protokoll einer Nacht, die jede Nacht sein könnte, als vierstimmiger Bericht von der Begegnungmoderner Einzelgängerin der Großstadt. Dichtes Geschiebe auf einer Party, einsame Gänge durch Straßen, von Nutten gesäumt, Smalltalk in der Küche einer Altbauwohnung, beunruhigende Begegnungen und Begehren, Taxi und Nachtbus. Mit dabei sind unter anderem eine hautenge blonde Westberlinerin, ein tanzender Freak, eine blutjunge Journalistin und die Menschenmenge vor dem brennenden Haus. Prince und Morrissey, Laurie Anderson, John Cage und Frank Zappa bilden die Tonspur, T.S. Eliot, Woody Allen und Kierkegaard den gedanklichen Hintergrund, vor denen das Unglaubliche sich ereignet, das Leben heißt.

 

 

 

 

    

NEU

HINTER DER TÜR

   

Stück von

TOBIAS SCHWARTZ

   

5 D, 3 H / 1 Dek.

UA frei

   

Zum ersten Mal nach seiner Heirat kommt Konzertpianist Thomas zurück in das Haus seiner Kindheit. Oma Adele hat Buttercremetorte gebacken, der Rinderbraten ist im Rohr, der Sekt gekühlt. Aber irgendetwas stimmt nicht,und als seine frisch Angetraute endlich eintrifft, wird klar, was: Die Sopranistin Sarah ist Jüdin, und auch wenn Adele sich wirklich Mühe gibt, Interesse und Toleranz zu zeigen, tritt ihre wahre Geisteshaltung gerade dadurch zu Tage. Als sich überraschend die Nachbarn dazu gesellen, können weder Sarahs Gelassenheit noch die verzweifelten Bemühungen von Thomas’ Mutter die Situation retten. Und schließlich ist da noch das Zimmer des verstorbenen Großvaters, dessen Tür, anders als sonst, nicht verschlossen ist.

   

Die beunruhigende Familiengroteske entlarvt den ganz normalen Antisemitismus im Durchschnittswohnzimmer einer beliebigen deutschen Kleinstadt.

   

 

 

 

 

NEU

SEITENSTREIFEN

 

Stück von

TOBIAS SCHWARTZ

 

3 Personen / 1 Dek.

UA frei

 

Abenddämmerung. Ein Mann und eine Frau stranden mit dem Auto auf dem Seitenstreifen. Wieso sie unterwegs sind und wer sie sind, bleibt ungesagt. Ihr Problem – das Auto fährt nicht mehr, die Straße ist unbefahren und ihre Handys hat ER weggeworfen. SIE darf keine Hilfe holen; es wird klar, dass SIE nicht freiwillig hier ist. Nach und nach tauchen skurrile Gestalten auf. Woher sie kommen, weiß man nicht. Ein vor sich hin philosophierender Obdachloser, der, wie er selbst berichtet, hinter der Planke lebt. Genauso wie er aufgetaucht ist, verschwindet er wieder. Das Paar schläft kurz ein – als sie aufwachen ist das Auto weg. Doch wie?

 

Eine Prostituierte ersticht einen verunglückten Schwan mit ihrem Stiletto. Sie klärt die beiden Gestrandeten darüber auf, dass alle Notrufsäulen kaputt sind. Sie seien genauso verloren, wie all die anderen Seelen jenseits der Planke. Nun lässt ER Sie endlich gehen; auf der Suche nach einer Ausfahrt (Ausweg?), läuft SIE los. An seiner Seite taucht ein Mann auf, der sich als Auftragsmörder vorstellt; seine Absichten sind mehr als widersprüchlich. Da kommt SIE wieder zurück.

 

 

 

 

 

WIE ES WAR IN EINEM SATZ

Ein Monolog, Thomas Bernhard gewidmet

  

Stück von

TOBIAS SCHWARTZ

  

1 H / 1 Dek.

UA frei

  

Er hat es satt, von ihr immer erzählt zu bekommen, „wie es war“, ganz egal was, ihr ewiger Erklärungsdrang befemdet und stört ihn. Die Autopsie einer Beziehung in einem Monolog, der dem Sprechenden durch den Kopf geht, während seine Partnerin auf dem Weg zu ihrer Therapiestunde ununterbrochen über ihre eigenen Probleme auf ihn einredet. Dabei erfährt man einiges aus dem Leben und den Gedanken des Sprechenden, über Alkoholkonsum und Philosophie. Hauptsächlich aber ist es eine Abrechnung mit der Frau, neben der er her geht, mit ihrem Glauben an die Psychotherapie, mit Depression, Trauer und dem Sprechen darüber.

 

Ein Monolog im Sinne eines Generationenporträts: hier als oberflächliches Reden, darunter Leere, Unverbindlichkeit, Egozentrik und zumindest bei ihr der befremdliche Glaube daran, die Psychotherapie könne helfen.

 

 

 

 

  

HEIRATEN: EIN STÜCK AM SEE

 

Stück von

TOBIAS SCHWARTZ

 

2 D, 2 H / 1 Dek.

UA frei

 

Nacht am See: Die Hochzeit auf dem Anwesen ist vorüber, die Gäste schlafen gegangen. Nur Udo und Marja sind noch wach, sie führen im Partyzelt einen ihrer ewigen Beziehungsstreits. Im Hintergund döst Till, der die Braut Sophie Jahre nach ihrer Trennung immer noch liebt. Als Udo wütend abgeht, beginnt zwischen Marja und Till eine vorsichtige Annäherung, in der Udo als traumgleiche Erscheinung immer wieder erschreckend real wird. Zwischen den drei Gästen entspinnt sich eine von Eifersucht und Trotz gesteuerte Dreiecksgeschichte, bis ganz zuletzt auch noch Sophie erscheint.

 

Das Porträt einer Generation, die es nicht mehr wagt, an die Liebe zu glauben, nimmt Bezug auf Gerhard Hauptmanns Einsame Menschen. Es ist ein wunderbar schwebendes Traumspiel, in dem sich Zeit- und Realitätsebenen, Visionen und alternative Möglichkeiten untrennbar miteinander verzahnen und die eigentliche Tragödie wie nebenbei daherkommt.

 

 

 

 

  

DIE SCHMIDTS

 

Stück von

TOBIAS SCHWARTZ

 

3 D, 3 H / Simultandekoration

UA frei

 

Die Meiers haben mal wieder die beiden erwachsenen Kinder Josef und Simone, jeweils mit Partner/in, übers Wochenende eingeladen. Das ganze Wochenende sitzen sie aufeinander und Konflikte bleiben dabei natürlich nicht aus. Alles beginnt damit, dass Sohn Josef mit Darja das Abendessen verpasst, weil er mit seiner Freundin im Lift feststeckt. Über zwei Tage demontiert der Autor das, was er für eine typisch deutsche Familie hält.

 

Am Samstagabend geht die ganze Familie ins Theater, es war Vaters Idee. Das Stück, das man ansieht, heißt „Die Schmidts“. Sie sehen ihr eigenes Leben auf der Bühne, erkennen es aber nicht als solches wieder. Spätabends nach der Vorstellung trinken alle zusammen noch eine Flasche Wein daheim. Es wird gefachsimpelt und getrunken, bis es schließlich darum geht, was „typisch deutsch“ ist und alle zu Bett gehen.

 

 

 

 

 

NEU

DER GROSSE GANGFabrizio Sinisi

(La grande passegiata)

 

Stück von

FABRIZIO SINISI

 

Deutsch von Werner Waas

1 D, 4 H / var. Dek.

UA 2012 Compagnia Lombardi-Tiezzi, Florenz

DSE frei

 

Inspiriert von einer bekannten Schlagzeile, erzählt das Stück die Geschichte eines wichtigen französischen Politikers, der der sexuellen Gewalt gegen ein Zimmermädchen beschuldigt wird. Der Protagonist, Frédéric Jean-Paul, befindet sich an einem nicht näher bezeichneten Ort, einer Polizeistation, die auch ein Hotelzimmer ist, einer Vorhölle, einem Fegefeuer, einer Folterkammer in Gegenwart zweier surrealer Kerkermeister, die ihn über Nacht unter Arrest halten sollen, während er auf die Vorladung des Gerichts wartet.

 

Seine Frau Barbara und Marcel Labiche, der Anwalt und Sekretär der Sozialistischen Partei Frankreichs, treffen ein. Jean-Paul beginnt jeder Logik zu entkommen, und sein scheinbarer Wahnsinn zwingt jede der Figuren zu einer persönlichen Position, zu einer unvorhersehbaren Reaktion: Der Vorwurf der Vergewaltigung wird zur unvergleichlichen Gelegenheit für eine endgültige Reprise. Die Nacht in der Zelle wird zu einem Ort und einer Zeit des Prozesses, der Wahrheit, in der dank der Mechanismen des Theaters die Rollen umgestoßen werden, ebenso wie die Begriffe Unschuld und Schuld, Wahrheit und Lüge, Freiheit und Zwang.

 

 

 

 

 

NEU

HEILIGER KRIEG

(Guerra Santa)

 

Stück von

FABRIZIO SINISI

 

Deutsch von Doris Geml

1D, 1H / 1 Dek.

2018 Premio Testori per la Letteratura in der Kategorie Literatur

DSE frei

 

Auf der Bühne zwei Charaktere an einem warmen Frühlingsabend in der Kirche einer großen italienischen Stadt: ein Priester, der sich auf die bevorstehenden Osterfeierlichkeiten vorbereitet, und Leila, eine von Nonnen aufgezogene junge Waise, die sieben Jahre zuvor aus dem Institut geflohen war, um sich den islamischen Terroristen anzuschließen. Laura konfrontiert ihren ehemaligen Lehrer mit ihren Ansichten zu Glaube, Liebe und Religion und stellt ihn in der Nacht vor Ostern auf eine Probe.

 

„Heiliger Krieg“ ist eine beispiellose Reflexion über den islamistischen Terrorismus und den europäischen Nihilismus, aber vor allem ein Generationendrama.

 

 

 

 

 

NEU

REVOLUTIONEN

(Rivoluzioni)

 

Stück von

FABRIZIO SINISI

 

Deutsch von Sabine Heymann  

2 D, 5 H / var. Dek.

 

UA 2024 als Koproduktion des Emilia Romagna Teatro (Teatro Stabile di Bologna und Modena), Centro Teatrale Bresciano, Brescia und dem Teatro Piemonte Europa, Turin

DSE frei

 

Ein großartiges und fesselndes Stück über die Entstehung, Entwicklung und das Ende der Brigate Rosse, der weltberühmten Roten Brigaden. Die Mitglieder der Roten Brigaden sahen sich als bewaffneter Arm des Proletariats in einem Krieg und wollten – so unbegreiflich dies heutzutage erscheinen mag – vom Staat nicht als Verbrecher, sondern als gegnerische Macht anerkannt werden, militärisch und politisch.

 

Das Stück durchläuft die Geschichte dieser bewaffneten Gruppe von innen heraus, indem es sie mit der poetischen, performativen Stimme ihrer wichtigsten historischen Protagonisten, unter anderem Renato Curcio und Mara/Margherita Cagol, erzählt.

 

Mit dokumentarischem Blick auf die Ereignisse und den historisch-politischen Kontext erklären sich die Akteure, schildern ihre Beweggründe, wobei im Zentrum immer wieder die Diskussion über die Anwendung von Gewalt steht. Spannend zu verfolgen ist zudem die Schilderung dessen, was eine Terroristen-Karriere mit den Menschen macht – den Opfern und den Tätern.

 

 

 

 

 

NEU

SOMMERERZÄHLUNG

(Racconto d’estate)

 

Stück von

FABRIZIO SINISI

 

Deutsch von Sabine Heymann

2 D, 2 H / var. Dek.

UA 2019 Teatro Franco Parenti, Centro Teatrale Bresciano

DSE frei

 

Eine Schauspielerin, die ihre Karriere wegen der Geburt ihres einzigen Sohnes geopfert hat. Ihr Ehemann, ein Lehrer, der in eine Sackgasse geraten ist. Ein reiches Mädchen, das sich krankhaft für das Leben im Slum interessiert. Schließlich ein androgyner Junge, der sich in einem kleinen Nachtclub in einer der exklusivsten Gegenden der Stadt prostituiert. In einem surrealen nächtlichen Madrid suchen sich diese vier Figuren gegenseitig auf, berühren sich, kreuzen sich, verletzen sich gegenseitig – manchmal nahe beieinander, bis sie bluten, manchmal durch einen himmelweiten Abstand getrennt. Das dunkle und schwer fassbare Zentrum der Geschichte ist das Verschwinden von Luis: Sohn, Freund, Liebhaber, Junge von unglaublicher Schönheit, von dem seit Jahren keine Nachricht mehr eingegangen ist.

 

Fabrizio Sinisi hat einen Text geschrieben, der dramatisch, tragisch, poetisch, surreal und in einem gewissen Sinne auch philosophisch ist, psychoanalytisches Diagramm einer Kleinfamilie, Reflexion über Identität und Gender, dazu verweisen gewisse Anmutungen auf die Orestie. Es ist der sehr spezielle Text einer der wichtigsten Autoren der neuen italienischen und europäischen Dramaturgie, der sich mit beinahe unlösbaren Fragen der menschlichen Existenz auseinandersetzt (Generationenkonflikt, Eros, Sexualität, Jugend, Alter) und dazu eine sehr ungewöhnliche Konstruktion aus Dialogszenen, Monologen und Monologfragmenten wählt.

 

 

 

 

 

NEU

STILLLEBEN MIT SCHAUSPIELERIN

(Natura morta con attori)

 

Stück von

FABRIZIO SINISI

 

Deutsch von Werner Waas

1D, 1H / 1 Dek.

UA 24.09.2016 Piccolo Teatro Grassi, Milano

21.06.2019 Lesung, ITZ Berlin

DSE frei

 

Ein Mann und eine junge Frau. Matteo und Marta. Marta träumt davon, Schauspielerin zu werden, aber sie arbeitet als Prostituierte, Matteo schrieb möglicherweise in der Vergangenheit Gedichte, jetzt tötet er Dichter, weil ihre Anwesenheit ihn an „meine Abwesenheit von dieser Welt, von jeder Welt“ erinnert. Sie treffen sich im Internet und beschließen, sich zu treffen, aber es scheint, dass sie sich bereits vor Jahren getroffen haben: in Venedig, während einer Studentendemonstration. Die Begegnung führt zu einem Dialog, der verzweifelt und wild ist, auf der Suche nach der Wahrheit mit sich selbst und mit anderen.

„Stillleben mit Schauspielern“ ist ein feuriges Werk von seltener Schönheit. Das Drama berührt alle wichtigen Themen, die die Geschichte des Theaters und des Denkens mit unbändiger Dringlichkeit durchziehen: das Dilemma von Sein und Nichtsein, von Identität und Wahrheit, von Sprache im Verhältnis zur Welt und von ihren Möglichkeiten, sie zu beschreiben. Aber vor allem ist es die Liebe, die spricht: Liebe als Verlassenheit, als einzige Chance zu existieren, jenseits aller Darstellungen von uns selbst. Die Repräsentation, die für uns der einzige Weg zur Begegnung mit anderen und der Welt zu sein scheint, ist in gewisser Weise der Antagonist dieser Arbeit.

 

 

 

 

 

NEU

DER TRAUM – EIN MÄRCHEN

(Favola)

 

Stück von

FABRIZIO SINISI

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D, 1 H / var. Dek.

UA 10.02.2023 Teatro Sant’Afra, Brescia in einer Produktion des Theaters Piccola Compagnia della Magnolia

DSE frei

 

Ein Mann und eine Frau, eingesperrt in einem Raum, aus dem es keinen Ausgang gibt. In diesem klaustrophobischen Raum, der nur von einem großen Fernsehbildschirm beherrscht wird, inszeniert die Frau drei Geschichten. Drei Visionen, drei Träume, die sich jeweils zu einem anderen historischen Zeitpunkt ereignen: 1617 in London, 1793 in Paris und 1856 in Boone. In jeder Episode sind sie und ihr Mann die Protagonisten eines Gewaltakts, der Übermacht eines Mannes über eine Frau, der Mächtigen über die Machtlosen. Jede Episode ist ein Wendepunkt in der westlichen Moderne, ein Schlüsselmoment für das Verständnis der widersprüchlichen Identität der Gegenwart. Aber jeder Traum ist auch ein Rätsel, hinter dem sich das Trauma der Frau verbirgt: eine Tochter, deren Anwesenheit von Anfang an angekündigt wird, die aber auf mysteriöse Weise nie gesehen wird.

 

 

 

 

NEU

GERDA TAROstorz bernd web

Die Wahrheit ist schwarz-weiß

 

Stück von

BERND STORZ

    

2 D, 1 H / var. Dek.

UA frei

 

Gerda Taro, Fotoreporterin, Arbeits- und Lebensgefährtin des Fotografen Robert Capa, dokumentierte auf Seiten der Republikaner stehend mit ihren Arbeiten die Gräueltaten im Spanischen Bürgerkrieg für die Weltöffentlichkeit. Sie gilt als Pionierin der modernen Kriegsfotografie.

 

Eine szenische Doku-Fiction des letzten Tages und der zentralen Konflikte im Leben der Gerda Taro hat der Autor an einem einzigen Schauplatz, dem Hotelfoyer des „Florida“ verdichtet. Das Stück gibt Einblick in die Situation im Madrid des Jahres 1937, als Hommage an eine lange vergessene mutige Bildreporterin, als Selbstbefragung eines engagierten Journalismus. Als Fotoreporter sahen sie und Capa sich nicht als unparteiische Beobachter, vielmehr als solidarisch Handelnde und berührt Anteilnehmende, die der Welt authentisches Bildmaterial vom Bürgerkrieg lieferten.

 

 

   

 

KRIEGSGARTENSTRYK

(American Tet)

  

Stück von

LYDIA STRYK

  

Deutsch von Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting

4 D, 2 H / variable Dek.

DSE frei

  

Jim und Elaine leben von der Army und für die Army: Jim ist Soldat, ein Vietnam-Veteran, Elaine hält patriotische Vorträge für die Frauen neuer Rekruten. Die Army gibt ihnen Brot, Schutz und Identität – sie ist für sie wie eine Familie. Während Jim immer noch an den Folgen von Agent Orange leidet und sich hauptsächlich der Gartenarbeit widmet, hat Sohn Danny seine Nachfolge angetreten: Er ist im Irak im Einsatz. Als er endlich nach Hause kommt, erscheint zur Feier seiner Rückkehr auch die Nachbarstochter Angela. Anders als Danny ist sie nicht körperlich unversehrt aus dem Irak heimgekehrt: Sie hat ein Bein und ein Auge verloren, und ein dunkler Schleier verbirgt ihr Gesicht, das eine Bombe zur Hälfte weggerissen hat. Doch auch Danny trägt Verletzungen mit sich. Die jedoch liegen unter der Haut …

  

Beherzt gegen die amerikanische Militäraktion im Irak geschrieben, bezieht das Stück entschieden Stellung gegen jede Form von Krieg.

 

 

 

 

 

BLATTENSUTER Hans

  

Stück von

HANS SUTER

  

4 D, 5 H / 1 Dek.

UA frei

  

Das Stück ist eine Tragikomödie über «Nähe und Distanz». Es spielt in mehreren Eisenbahnwagen auf der Strecke Zürich-Brig und zurück. Ein älteres Ehepaar und ein jüngeres Ehepaar versuchen mit Taschen, Koffern, Zeitungen und Kleidungsstücken auf ihren Nebensitzen eine temporäre Privatheit zu schaffen.

 

Doch zwei Einzelpersonen, zwei Nutten und ihr Zuhälter stören dieses Territorium. Nicht nur wird durch sie diese «temporäre Privatheit» gestört, auch ihre «wirkliche» wird gewaltig durcheinander gebracht. Alle haben irgendetwas miteinander zu tun, wissen es aber bis fast zum tragischen Ende des Stückes nicht.

  

 

 

 

 

NEU

DER ENTSCHLUSS

 

Stück in zwei Akten von

CHRISTIAN TENBROCK

 

4 D, 4 H / 1 Dek.

 

Susanne erfährt an ihrem 70.Geburtstag, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Sie will mit Hilfe eines Arztes selbstbestimmt aus dem Leben gehen. Die Gelegenheit des Familientreffens an diesem Tag nutzt sie, um ihren Kindern diesen Entschluss mitzuteilen. Die Kinder und ihr Bruder sollen bei ihrem Tod dabei sein. Die Meinungen und Lebenskonzepte prallen aufeinander. Was ist wichtig im Leben? Ein intensives Stück, das zu Diskussionen herausfordert und existenziell verstört.

 

 

 

 

 

NEU

PRINZ JUSSUF VON THEBEN

 

Szenische Hommage zum 150. Geburtstag

von Else Lasker-Schüler

 

Stück von

GEROLD THEOBALT

 

5 D, 5 H (Mindestbesetzung 1 D, 3 H) / variable Dek.

UA 27. Juni 2019, Salzlager Kokerei, Zollverein, Essen, Regie Kieran Joel

 

Prinz Jussuf von Theben ist eine szenische Hommage an die wohl bedeutendste deutschsprachige Lyrikerin des 20. Jahrhunderts. Rezitationen von Gedichten und Prosatexten wechseln mit dramatischen Szenen, mit Bildern und musikalischen Werken aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Einer Zeit in der das Europa der Zukunft von jungen KünstlerInnen und Intellektuellen wie Gustav Landauer, Martin Buber, Franz Marc, Gottfried Benn, Adolf Loos, Helene Stöcker und Else Lasker-Schüler vorausgeträumt wurde: demokratisch und friedliebend sollte es sein, sozial gerecht, weltoffen und tolerant.

 

Die „Märchenfigur“ Prinz Jussuf von Theben, die sich Lasker-Schüler als poetisches Alter Ego erschaffen hatte, war einerseits die Maske, mit der sich Künstlerin schützte, wenn sie ihre Lesungen als frühe Performances zelebrierte. Ebenso nannte sie sich in ihrem bis 1914 währenden, Briefwechsel mit Franz Marc Jussuf von Theben. Er taucht immer wieder in ihren Gedichten auf, und war für 1914 erschienen Geschichtenbuch „Der Prinz von Theben“ titelgebend.

 

Prinz Jussuf – das ist auch ein Statement für die Symbiose von Orient und Okzident, Judentum und Islam – von Mann und Frau, wie man an ihrer Selbstdarstellung und auch den Skizzen ihrer Figur erkennen kann.

 

 

 

 

 

NEU

FREMD DIE HEIMAT

 

von GEROLD THEOBALT

 

Szenische Hommage an Marta und Lion Feuchtwanger

 

1 D, 1 H / Einheitsdek. 

UA als szenische Lesung mit Angela Winkler und Nikolaus Kinsky am 2.Oktober 2021 im Théâtre Galli, Sanary-sur-Mer

 

Das Stück zeigt Szenen aus dem bittersüßen, aber auch unwirklichen Leben von Marta und Lion Feuchtwanger an der französischen Riviera, wohin hat sich das Paar unmittelbar nach Hitlers Machergreifung 1933 geflüchtet hatte.

 

Der linksliberale, höchst erfolgreiche jüdische Schriftsteller und seine ebenso kluge wie attraktive Frau hatten sich in Deutschland schon frühzeitig als erbitterte Nazigegner exponiert und standen daher weit oben auf der schwarzen Liste des braunen Regimes.  Feuchtwanger konne sich auch im Exil ein luxuriöses Leben leisten. In der noblen Villa Valmer traf sich nun regelmäßig eine illustre Runde deutscher Schriftsteller und Intellektueller. Doch dann kam der Moment, an dem die feine Exil-Gesellschaft von den deutschen Machthabern ausgebürgert wurde, ihr gesamtes Vermögen und Pässe eingezogen, ihre Bücher nicht mehr verlegt wurden. Über Nacht wurden sie zu verarmten Staatenlosen.

 

Im Rückblick kommentiert die siebzigjährige Marta Feuchtwanger aus der zeitlichen und räumlichen Distanz ihrer neuen Heimat im kalifornischen Pacific Palisades die Szenen um Martha und Lion, Klaus und Erika Mann u.a.

 

 

 

 

 

NEU

VOM HIMMEL

 

Stück in drei Akten von

GEROLD THEOBALT

 

Mind. 4 D, 4 H / Mehrfachbesetzung / Statisten/ var. Dek.

UA frei

 

Die junge Siebenbürgerin Hermina Festinger, die im April 1944 zusammen mit anderen Juden und Jüdinnen zur Zwangsarbeit nach Gelsenkirchen deportiert wurde, wird dort bei einem Bombenangriff schwer verletzt. Dass sie nicht nach ihrer Gesundung sogleich wieder der Gestapo überstellt wird, verdankt sie der Zivilcourage von Dr. Rudolf Bertram, dem Chefarzt zweier katholischer Krankenhäuser, dem es gelingt, sie solange zu verstecken, bis die Amerikaner Ende März 1945 Gelsenkirchen einnehmen.

 

 

 

 

 

ÜBERRASCHUNG Therriault Dan

(Surprise Party)

  

Teil 1 der ECSTASY TRILOGY von

DANIEL THERRIAULT 

   

Deutsch von Ella Dietrich

3 D, 2 H / Einheitsdek.

UA frei

  

Nach über vier Jahren kommt Vivianes Sohn Edward heim und soll auch ihren neuen Mann, den reichen Henry, kennen lernen. Entgegen Edwards Bitte um einen ruhigen Abend hat die Mutter heimlich eine Überraschungsparty organisiert. Schwester Frenchy sieht schon voraus, dass Edward das nicht gefallen wird. Und tatsächlich wird er nicht nur Henry komplett demontieren, denn er ist geschult in Verhörtechnik.

 

 

 

 

 

ZUR BESTEN SENDEZEITTREMBLAY Larry

(Grande Écoute)

  

Stück von

LARRY TREMBLAY

  

Deutsch von Sabine Heymann

3 D, 4 H / var. Dek.

UA 24.02.2015 Théâtre ESPACE GO, Montréal (Québec)

DSE frei

   

Roy, ein professioneller TV Journalist und Moderator, präsentiert den Zuschauern Begegnungen der intimen Art mit Menschen, die bereit sind, ihre Erfahrungen, Wünsche und Neurosen mit der Öffentlichkeit zu teilen. Er ist ein geschickter und verführerischer Interviewer, zugleich ehrlich und manipulativ, dadurch gelingt es ihm, das Bizarre, Komplexe und Überflüssige an den Tag zu bringen. Roy schont weder seine Gäste noch seine eigene Familie. Er kennt keine Grenzen, keinen ethischen Kodex und verwendet alles, was er hat, um seinen Willen durchzusetzen. Die ultimative Idee, seinen eigenen Sohn einzuladen und damit sein eigenes Privatleben preiszugeben, wird ihm zum Verhängnis. Letztlich zerstört ihn dies.

  

„Das Stück unterhält mit Zynismus und Respektlosigkeit in dieser verdrehten Welt und provoziert sowohl Lachen als auch Unbehagen.“ (La Presse CA)

 

 

 

 

 

NEU

DER JOKER

(Le Joker)

 

Stück von

LARRY TREMBLAY

 

Deutsch von Sabine Heymann

2 D, 3 H / var. Dek.

UA 07.11.2016 Théâtre de Quat’Sous, Montréal

DSE frei

 

Das Stück spielt im Verlauf einer einzigen Nacht. Aber was für einer Nacht! Wind, der gegen die Fenster schlägt, Zeit, die auseinanderfällt, mehrdeutiges Geschrei einer sich bewegenden Menge, die mit Grenzen spielt, die aber niemand wahrnehmen kann. In der Tiefe dieser seltsamen Nacht werden vier Charaktere mit einem mysteriösen Joker konfrontiert, der sie herausfordert, provoziert, antreibt…. In diesem nächtlichen Walzer, in dem die Bezugspunkte der Welt an nichts als einem einzigen Faden hängen, hinterfragt der Autor die Angst vor dem anderen, eine Angst, die schließlich nur die vor sich selbst sein kann.

 

 

 

 

 

NEU

DER JUNGE MIT DEM VERLORENEN GESICHT

(Le garçon au visage disparu)

 

Stück von

LARRY TREMBLAY

 

Deutsch von Sabine Heymann

2 D, 2 H (Mehrfachbesetzung) / Minimalausstattung

UA 15.11.2016 Théâtre La Licorne, Montréal

DSE frei

 

Jeremy beklagt, dass sein Vater, Mitarbeiter einer humanitären Hilfsorganisation, seine Familie zugunsten von Fremden, die auf der anderen Seite der Welt leben, vernachlässigt. Er befürchtet, dass nur wenn er selbst halb tot wäre, sein Vater ihm endlich seine Liebe zeigen würde. Als Jeremy erfährt, dass sein Vater als Geisel genommen wurde, gerät seine Welt ins Schwanken. Seine Mutter findet ihn eines Morgens ohne Gesicht in seinem Bett. Ohren, Augen und Nase ihres Sohnes sind verschwunden. In ihrer Not bittet sie Polizei, Psychiater und Priester ihr zu helfen, dieses seltsame Verschwinden zu verstehen.

 

Ein metaphorischer Text über die Pubertät, in der die noch zerbrechliche Identität Orientierung sucht. Das Stück versetzt uns in eine Welt, die von Humor geprägt ist, mal verrückt, mal beunruhigend; das Theater flirtet dabei mit Fantasy- und Horrorfilmen.

 

 

 

 

 

DER NAME MEINES BRUDERS

(L’Orangeraie)

  

Stück von

LARRY TREMBLAY

  

Deutsch von Sabine Heymann

1 D, 8 H

UA 26.04.2016 Théâtre du Trident, Québec (Québec)

DSE frei

   

Irgendwo im Nahen Osten, wo ein namenloser Krieg tobt, leben die Zwillinge Amed und Aziz. Sie könnten ein friedliches Leben im Schatten der Orangehaine der Familie verbringen, als aber eine Bombe explodiert und die Großeltern tötet, endet ihre Kindheit abrupt. Soulayed der Krieger, schlägt ihrem Vater vor, auf das Blutvergießen mit Blut zu reagieren. Er weiß, dass die Zwillinge den mit Landminen versehenen Weg über die Berge kennen.

 

Der Vater ist vor eine unmögliche Wahl gestellt, da nur einem seiner Söhne die Ehre des Tragens des Sprengstoffgürtels zuteilwerden kann. Aber wen soll er wählen? Der unheilbar kranke Aziz darf aus religiösen Gründen nicht geopfert werden, sagt der Vater. Aber Amed hat Angst. Und seine Mutter will nicht beide Söhne verlieren. Ein Kammerspiel, hochaktuell und zugleich von überzeitlicher Gültigkeit, erzählt in einer klaren und poetischen Sprache von Manipulation und Moral, von Bruderliebe und von einem Geheimnis.

 

 

 

  

 

DIE ANATOMIESTUNDE

(Leçon d’anatomie)

   

Stück von

LARRY TREMBLAY

 

Deutsch von Marie-Elisabeth Morf

1 D / Einheitsdekoration

UA 11.09.1992, Montréal, Théâtre d’Aujourd’hui

weitere Produktionen in Paris (2007 und 2009), Guadalajara (2005 und 2009), Québec (2005), Calgary (2001), Vancouver (1997 und 1999), El Granero/Mexiko (1998)

DSE frei

  

Verhaltensforscherin Martha hat sich nach einer Brustamputation in eine leere Wohnung geflüchtet und seziert dort analytisch die Trümmer ihrer Ehe mit einem Politiker: Schicksalsschläge und Katastrophen gärten unter der perfekten Oberfläche, bis sich die angestaute Spannung nicht mehr unterdrücken ließ. Durch die Auseinandersetzung mit ihrer Ohnmacht findet Martha langsam wieder zu sich selbst. Eindringliche Lebensbilanz einer starken Frau. 

 

Warum lieben wir die, die uns kaputt machen? „Großartig geschrieben!“ (theatrorama)

 

Übersetzt ins Englische, Spanische, Tamilische, Hindi.

  

 

 

 

 

DIE GESCHICHTE EINES HERZENS

(L’histoire d’un Coeur)

  

Stück von

LARRY TREMBLAY

  

Deutsch von Heinz Schwarzinger

Besetzung variabel, mit Marionetten

UA 14.03.2006 Théâtre Incliné, Laval (Québec) Kanada

DSE frei

  

Auf dem OP-Tisch beginnt das Herz des Patienten, seine unglaubliche Geschichte von mehreren Transplantationen zu erzählen. Zunächst ist es in der Brust von Henry, der davon träumt, ein zweiter John Lennon zu werden, aber bei einem Unfall stirbt. Als Henrys Herz in den Körper des Jungen Graffiti-Künstlers Aljandro gelangt und dieser sich ausgerechnet in Henrys Tochter Zoe verliebt, beginnt eine Reihe komplizierter Verwicklungen.

 

Das poetisch-romantische Spiel bezieht seinen Reiz aus der Häufung unwahrscheinlicher Zufälle und aus der originellen Erzählperspektive.

 

 

 

 

 

DER BAUCHREDNER

(Le ventriloque)

  

Stück von

LARRY TREMBLAY

  

Deutsch von Almut Lindner

3 D, 5 H (Doppelbesetz. möglich) / angedeutete Verwandlungsdekoration

UA 06.03.2001 Théâtre International de Langue Française, Paris

weitere Produktionen in Montréal (2001 und 2012), London (2009), Botoşani/Ungarn (2009), Toronto (2006), Santa Catarina/Mexiko (2005), Turin (2004), Brüssel (2001)

DSE frei

   

Schriftstellerin Gaby will mit Hilfe des merkwürdigen Psychologen Dr. Limestone ihrer Schreibhemmung Herr werden. Einerseits angezogen von seinem kruden Charme, andererseits konsterniert von seinen eigenwilligen Therapiemethoden, entkleidet Gaby sich nicht nur seelisch. Sexuelle Begierde hält Einzug in die Beziehung zwischen Therapeut und Patientin und ein magischer Füllfederhalter verwandelt Gabys Geschichten in Realität. Unheimliches Spiel um die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit.

 

„Wieder einmal ein großer Wurf: Das ist abseits der ausgetretenen Pfade. Das ist lustig, das ist tragisch, das ist komisch, das ist dramatisch, das ist humoristisch, das ist sexuell, das ist nicht einzuordnen.“ (L’Express)

  

Übersetzt ins Englische, Italienische, Spanische, Rumänische, Russische, Litauische und Ungarische!

  

  

 

 

     

DAS MATERIAL KIND

(L’Enfant Matière)

   

Stück von

LARRY TREMBLAY

   

Deutsch von Heinz Schwarzinger

1 D, 2 H / 1 Dek.

UA September 2011, Montréal, Théâtre d’Aujourd’hui; April 2012 Le Theatre Blanc, Quebec

DSE frei

   

Ein Mann kauft, entführt oder stiehlt in einem fremden Land ein sehr junges Kind. Von Perfektion besessen, schließt er es in seinem Haus ein, wo er es nach seinen Wünschen zu formen beginnt. Das Kind macht gehorsam mit, bis die Frage nach der eigenen Identität durchbricht und die Suche nach Perfektion empfindlich stört. Ein Text über das Wunschkind als ultimatives Objekt des Konsums.

 

„Gelungen: Text und Inszenierung lassen aufhorchen und entführen uns auf wenig bekanntes Terrain.“ (être en ligne)

  

  

 

 

  

OGER

(Ogre)

  

Stück von

LARRY TREMBLAY

  

Aus dem kanadischen Französisch von Heinz Schwarzinger

1 H / 1 Dek.

UA Januar 1998, Théâtre d´Aujourd´hui, Montreal

DSE frei

   

Unter Druck: Am Abend der Filmpremiere seines Sohnes empfängt den Oger eine verführerische Fremde daheim mit eindeutigen Angeboten. Ist ein TV-Team mit versteckter Kamera in der Wohnung? Der Oger lässt sich nicht so leicht hereinlegen, etwas stimmt hier nicht. Verunsicherung und Misstrauen machen sich breit. Während er, hin- und hergerissen zwischen inzestuöser Liebe zur Tochter, erotischer Provokation durch die Fremde, Verachtung für den Sohn und vorwurfsvollen Blicken seiner Ehefrau, schwadroniert und philosophiert, wird er versehentlich zum Mörder. Auch wenn die „Leichen“ über kurz oder lang wieder aufstehen: Die Aufregung über die plötzliche eigene Bedeutung verstrickt den Egomanen in Selbstüber-schätzung und Misstrauen. Ein Durchschnittsmensch-Monster inszeniert und produziert sich hier selbst für ein angenommenes Fernsehpublikum, setzt sich eitel in Szene, stolz auf seine Fettleibigkeit, trompetet selbstbewusst Belanglosigkeit heraus. Monströs in seiner Beifalls-sucht, seinen Fressanfällen und seiner Verachtung, kreisen seine Sorgen nur um das Bild, das er abgeben wird. Fühllos wie ein Panzer walzt der Oger alles nieder, was sich regt, und ist da-bei doch in Wahrheit selbst so winzig und verloren dem übermächtigen Fernsehen gegenüber.

 

Die zunächst nur alltägliche, dann zunehmend beunruhigende Suada ohne Punkt und Komma führt zuletzt ins delirium mortalis. Schwindelerregendes Solo für einen starken Schauspieler.

 

 

 

  

   

DIE LIEBE DER PIANISTENvilar 4

 

von ESTHER VILAR

 

Bühnenstück in Verbindung mit einem Klavierkonzert

1 D (junge Pianistin), 2 H / var. Dek.

Musikalische Besetzung: Klavier

UA frei

 

1840 – Clara Wieck, Robert Schumann, George Sand und Frédéric Chopin: Vier Ausnahmekünstler des 19. Jahrhunderts geraten in dieser historischen Fiktion zwischen Leipzig und Nohant mittels Briefen und Klaviermusik in tiefe Gefühlsverstrickungen. Dabei rückt die Rolle der Frau in den Fokus und es stellt sich die Frage, ob die Unabhängigkeit der Ehe nicht vorzuziehen ist – zumal für Künstlerinnen.

  

 

 

 

   

THE FRONTLINEWALKER-Che

   

Stück von

CHE WALKER

   

6 D, 17 H / Grunddek.

UA Sommer 2008, Globe Theatre London

DSE frei

    

Samstagabend in Camden: Zwischen U-Bahn-Station und Striptease-Bar beginnt auf düsteren Straßen das multikulturelle Nachtleben. Hier lungern sie herum, die Junkies und Freaks, die Kriminellen, Drogensüchtigen und Ausgeflippten, dazwischen Prediger der Heilsarmee und der einsame alte Ragdale, der allabendlich nach seiner verlorenen Tochter sucht. Drogen werden angeboten wie Hot Dogs, es gibt Revierkämpfe, Liebe, Eifersucht und Rassenkonflikte – und über allem steht Wurstverkäufer Erkenwald, der das Publikum als Erzähler durch diesen Melting Pot lotst und schon anfangs weiß: Der junge Miruts aus Äthiopien wird diesen Abend nicht überleben.

 

Eine faszinierend vielstimmige Großstadt-Partitur, mit eingängigen Songs durchsetzt, hautnah am Leben der Metropole. In diesem Mikrokosmos stehen sich alle Kontinente, menschlichen Rassen und Völker, Religionen und Ideologien gegenüber. Und alle Geschichten, die das Stück ineinander verflicht, handeln vom Allermenschlichsten: von der Sehnsucht nach Liebe und Menschlichkeit.

 

 

 

 

 

NEU

LIFE IS LOADING

 

Stück von
MARIUSZ WIĘCEK und JERZY WÓJCICKI

 

Deutsch von Andreas Volk

2 D, 2 H / var. Dek.

UA 30.04.2017 Staatstheater Nürnberg, BlueBox

Siegerstück des Internationalen Dramenwettbewerbs TALKING ABOUT BORDERS 2016. „Das Stück schaffe „den wagemutigen Versuch, die Netzwelt für die Bühne einzufangen und übertrifft alle Erwartungen an dieses heroische Unterfangen aufs Schönste“, so die Jurybegründung.

 

Es ist eine verstörende Odyssee durch die Untiefen des Internets, einer Welt die längst ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens ist: Ohne eine Mitgliedschaft bei den bestimmenden Sozialen Netzwerken ist für Angehörige der jüngeren Generationen kaum Anschluss möglich, doch zur virtuellen Identität gezwungen, verschieben sich Teile ihrer Existenz in eine enthemmte Welt der Shitstorms und des Cybermobbings. Abgetaucht in die digitale Welt entdeckt Matylda plötzlich ein Bild: Es zeigt sie schlafend in einem Bus, während ihr geöffneter Mund zum Zielobjekt zahlreicher Papierkügelchen geworden ist. Die Kommentarspalte ist zu einem Platz für gehässige Witze und verletzende Spekulationen über ihre verchromte Zahnfüllung geworden. Gekränkt beschließt sie ihren Facebook-Account zu löschen…

 

 

 

 

 

NEU

HAMMER!

 

Musikalische Komödie von

FRANZ WITTENBRINK

 

4 D, 4 H (Mehrfachbesetzung) / 2 Dek.

1 Keyboard / oder Kleine Band: Klavier, Gitarre, Schlagzeug

UA 14.06.2019 Theater Kiel

 

Der Baumarkt. Die Zeiten, als dieses Labyrinth aus Regalen, Gartencenter-Oasen und künstlichem Licht ausschließlich den Männern vorbehalten war, sind längst vorbei. Unter dem Motto »Selbst ist die Frau« greifen auch Mütter, Ehefrauen und Freundinnen längst selbst zu Stichsäge und Bohrmaschine. Das Sortiment ist dabei bis ins Absurde erweitert und wer es bis zur Kasse schafft, hat letztlich nur einen Etappensieg errungen.

 

So geht es auch Sabine und Ringo, die dringend eine neue Spüle brauchen, aber zwischen nicht sehr hilfreichem Verkaufsleiter, tollpatschigem Lehrling und 47 Schraubensorten ziemlich verloren sind. Die Nerven liegen blank, da ist das neue Prunkstück noch nicht einmal montiert. Und dabei sind weder Gebrauchsanweisung noch Servicecenterwarteschleife eine große Hilfe. Aber vielleicht Nachbar Hauke, der Sabine auch noch in anderen Dingen behilflich ist?

 

Ein Liederabend direkt von der Heimwerker*innenfront, der ganz nebenbei die Frage klärt, wer den Hammer eigentlich in der Hand hält.

 

 

 

 

 

DIE MASSEYU Nick

(烏合之眾)

    

Stück von

NICK RONGJUN YU

   

Deutsch von Anna Stecher und Stefan Christ

3 D, 3 H / var. Dek.

UA 27.03.2015 Hong Kong Cultural Centre

Aufführung in Chinesischer Sprache bei den Lessingtagen 2016 in Hamburg

DSE frei

    

Das Stück erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der durch einen fahrlässigen Unfall seine Mutter verliert. Er versucht den Mörder ausfindig zu machen, um den sinnlosen Tod seiner Mutter zu rächen. Im Laufe der Jahrzehnte verwandelt sich der junge Mann mehr und mehr in Ibsens „Volksfeind“.

 

Man erlebt mit ihm, wie sich sein Verhältnis zur Gesellschaft wandelt: von der chinesischen Kulturrevolution (1967) über die zunehmende Bedeutung des Internet bis zur Gegenwart der Regenschirmdemonstrationen in Hongkong (2014). In dieser Zeit erlebt China einen rasanten gesellschaftlichen Aufstieg, die Nation ändert sich gewaltig. Immer mehr muss sich die unaufhörlich wachsende chinesische Gesellschaft mit dem Phänomen der Masse auseinandersetzen. Die Masse wird zum prägenden Bestandteil der chinesischen Nation. Auch das Verhältnis des Individuums zu Gruppen und Massen wird kompliziert.

 

Der Autor bezieht sich mit dem Titel seines Stücks auf einen zentralen Grundtext der europäischen Forschung zur Massenpsychologie, auf Gustave Le Bons Hauptwerk „Psychologie der Massen“(1895). Vor diesem Hintergrund erzählt das Stück die gesellschaftliche Entwicklung in China anhand einer privaten Geschichte.

 

 

 

 

 

NEU

ZU GAST IM EIGENEN HAUS
(家客)

 

Schauspiel in drei Akten von

NICK RONGJUN YU

 

Aus dem Chinesischen von Anna Stecher

 

1 D, 2 H / Einheitsdek.

UA 07.04.2017 Shanghai Dramatic Arts Center

DSE frei

 

Die Personen:

Ma Shitu („das Pferd“), 75, ein Mann aus einfachen Verhältnissen, Mos erster Mann

a) einfacher Hauswart, hat wegen Veruntreuung Jahre seines Lebens unschuldig im Gefängnis verbracht, lebt mit Mo in Shanghai (I)

b) Vizedirektor der Stahlwerke von Tangshan, unverheiratet, pensioniert (II)

 

Mo Sangman („die Maulbeere“), 68, kluge, gebildete Frau aus Akademikerfamilie

a) Mas Frau, arbeitslos, früher Textilarbeiterin (I)

b) Xias Frau, ehem. Professorin an der Fremdsprachenuni Shanghai, berühmte Übersetzerin und Soziologin, jetzt pensioniert (II, III)

 

Xia Mantian („der Himmel“), 72 Jahre Mos Mann, ehem. Opernsänger und stv. Direktor des Amtes für Kultur und Medien in Shanghai (II, III)

 

Ein kleines altes Haus in Shanghai, dass abgerissen werden soll, ist der Schauplatz dieses reizvollen Stückes, in welchem beide Teile eines alten Paares darüber sinnieren, wie ihr Leben nach dem Erdbeben im Jahr 1976 verlaufen wäre, wenn sie nicht beieinander geblieben, sondern vom Schicksal getrennt worden wären. Dieses Erdbeben steht dabei auch als starke Metapher für ein „politisches Erdbeben“ (Maos Tod).

 

Jedes Mal ist es ein unerwarteter Auftritt einer Person, der das stabil wirkende Beziehungsgefüge ins Wanken zu bringen droht. Die drei Akte spielen die drei Varianten von Mos und Mas Leben durch: 1. wenn Ma nach dem Erdbeben 1976 heimgekommen wäre; 2. wenn er weggeblieben wäre, ein neues Leben begonnen hätte und damit seiner Frau Mo ebenfalls einen Neustart ermöglicht; 3. wenn er zwar heimgekommen wäre, aber nur, um sich zu verabschieden und wieder zu gehen.

 

Die Beziehungen der Protagonisten zueinander werden bewegend und menschlich dargestellt, fein psychologisch in tschechowscher Manier gearbeitet, in intimen Zweier- und Dreierszenen, in denen Vertrautheit und Misstrauen, Zuneigung, Besitzanspruch und Eifersucht, stille Vorwürfe und echtes Bedauern die Menschen bewegen. Aber was ist real, was „Hirngespinst“? Was sind Mos Tagträume, was ihr wahres Leben? Mit wem ist sie wirklich verheiratet, wen phantasiert sie sich herbei?

 

Das Stück verweigert eine eindeutige Auflösung. Alles ist möglich, es gibt keinen richtigen Weg, keine richtige Entscheidung – am Ende wird da immer Reue sein und Bedauern angesichts vertaner Chancen sein, und man wird immer andere beneiden und sich wünschen, das Leben wäre anders verlaufen.

 

 

 

 

 

NEU 

ALMAS MOMENTE

Ein Fotoalbum

     

Schauspiel von

HANS ZIMMER

 

2 D / variabl. Dek.

UA 23.03.2019 Theater-in-der-List, Hannover

    

Alma ist alt geworden. Ihr Leben war immer von ökonomischen Einschränkungen geprägt. Jetzt lebt sie mit ihrer Tochter Olivia zusammen. Fast so wie früher. Viele Jahre hat sie am Theater als Souffleuse gearbeitet. Das Theater war ihre Leidenschaft und Liebe. Sie kann noch immer aus Stücken zitieren, die sie als Souffleuse betreut hat. Abgesehen von den glücklichen Jahren mit Fritz hat sie ihre Tochter Olivia allein durchgebracht. Jetzt ist sie alt und ihr Gehirn und damit ihr Wesen verändern sich zunehmend. Sie ist auf Hilfe angewiesen, auf Hilfe von Olivia.

 

Olivia begleitet und betreut ihre Mutter in diesem immer verwirrender werdenden Leben. Olivia, die Alma hingebungsvoll pflegt, verzweifelt fast, weil ihr zunehmend ihr eigenes Leben aus den Händen gleitet. Und dies sowohl beruflich, als auch privat. Ihre Liebesbeziehung wird zur Telefonbeziehung.

 

Alma findet sich in ihrem Leben immer weniger zurecht, auch wenn es immer wieder auch die erstaunlich hellen Momente gibt. Viele Momente, nicht nur die hellen, versucht Olivia, die eigentlich Fotografin ist, im Bild festzuhalten: Magic Moments, wonach jede Fotografin sucht. Wie in einem Fotoalbum blättert das Stück die unterschiedlichen, disparaten Situationen auf, zeigt Momente des harmonischen Erinnerns auf gemeinsam Erlebtes, zeigt frühe Enttäuschungen und die zunehmende Unmöglichkeit, sich zu verständigen. Vergangenheit und Gegenwart fließen ineinander.

 

Das Stück erzählt eine Geschichte von Mutter und Tochter, eine Geschichte von Liebe, Sorge und Hass und Überforderung. Es ist ein „Fotoalbum“, wie es im Untertitel heißt, das in wechselnden, widersprüchlichen Bildern, auch Erinnerungsstücken etwas zeigt, was uns allen widerfahren kann. Traurig, verrückt, komisch, schmerzlich und auch poetisch.

 

 

 

 

NEU

SCHACHNOVELLE

 

von Stefan Zweig

 

Bühnenbearbeitung von Astrid Kohlmeier

5 H / var. Dek.

UA frei

 

Eine Gruppe Reisender ist um das Jahr 1940 per Schiff von New York nach Buenos Aires unterwegs. Unter ihnen befindet sich der Schachweltmeister Mirko Czentovic. Einige Mitreisende fordern ihn zu einer Schachpartie heraus, die Czentovic ohne Anstrengung gewinnt. Doch dann werden die Passagiere Zeugen eines unglaublichen Ereignisses. Der unbekannte und zurückhaltende Dr. Bartens schlägt den bislang unbesiegten Weltmeister Czentovic in einer Schachpartie. Doch zu aller Überraschung weigert sich Dr. Bartens ein zweites Mal gegen Czentovic anzutreten.

 

Erinnerungen an seine Vergangenheit werden in Dr. Bartens wach. Seine Schachkünste haben eine düstere Vorgeschichte, die in das von den Nazis besetzte Österreich und an seine Inhaftierung durch die Gestapo in Wien zurückführt. Damals rettete Schach ihm sein Leben in der Isolationshaft – bis er einen Nervenzusammenbruch erlitt. So kam er aus der Haft frei, schwor jedoch, nie wieder Schach zu spielen. Um aber nun festzustellen, ob er einen realen Gegner – und nicht nur das eigene Ich – besiegen kann, ist er gegen Czentovic angetreten. Als er sich doch auf die Revanche einlässt, hält er dem psychischen Druck nicht mehr Stand und muss abbrechen …

 

 

 

 

  

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