THEMEN UND GENRES

 

 

AUTORENPORTRAIT

FabrizioSinisiLucaFiore.jpg

 

 

FABRIZIO SINISI – Eine Neuentdeckung

 

Seine Stücke werden exklusiv vom PER H. LAUKE VERLAG vertreten

 

Über sein Schreiben, sagt er:

 

„Ich habe sehr jung angefangen zu schreiben, zunächst als Dichter. Mit der Zeit begann ich, über das Theaterschreiben als eine der Formen der Poesie nachzudenken – der dramatischen Poesie, wie Aristoteles das Theater definiert. Was mich an der dramaturgischen Arbeit am meisten interessiert, ist die Fähigkeit zur Verklärung, um ihren wahren Charakter zu enthüllen: das Theater als Mittel, um die epische, religiöse, geheimnisvolle Natur der Wirklichkeit zu enthüllen.

 

Ich bin nicht so sehr am Naturalismus interessiert. Ich glaube an ein Theater, dass nicht ein Kommentar zum Bestehenden ist, sondern ein Ritual darstellt; die einzige Möglichkeit, eine bestimmte Wahrheit einer Epoche und der Menschheit zu berühren. „

 

 

 

Fabrizio Sinisi, geb. 1987, gehört zu den interessantesten italienischen Dramatikern der jungen Generation. Er arbeitet seit Jahren mit den Hauptregisseuren des italienischen Theaters zusammen. Seine Texte wurden bereits für die wichtigsten dramaturgischen Auszeichnungen in Italien nominiert, darunter der Premio Riccione Tondelli, der Premio Testori und der Premio Platea.

Mit nur 22 Jahren debütierte er als Theaterautor mit „La grande passeggiata“ / DER GROSSE GANG mit der Compagnia Lombardi-Tiezzi, Florenz, Regie Federico Tiezzi.

Im Jahr 2016 debütierte sein Stück „Natura morta con attori“ / STILLLEBEN MIT SCHAUSPIELERN am Piccolo Teatro in Mailand.

Sein Stück „Guerra Santa“ / HEILIGER KRIEG wurde 2018 mit dem Premio Testori per la Letteratura ausgezeichnet.

 

Die UA eines seiner jüngsten Stücke Rivoluzioni / REVOLUTIONEN findet 2024 als Koproduktion von vier Theatern (!) statt: dem Emilia Romagna Teatro (Teatro Stabile di Bologna und Modena), Centro Teatrale Bresciano, Brescia und dem Teatro Piemonte Europa, Turin.

 

 

 

Seine bisher übersetzten Stücke:

 

  

DER GROSSE GANG

(La grande passeggiata)

 

Deutsch von Werner Waas

1 D, 4 H / var. Dek.

 

UA 12. Dezember 2012 Teatro Royal, Bari

DSE frei / Übersetzungen ins Englische und Französische

 

Inspiriert von einer bekannten Schlagzeile, erzählt das Stück die Geschichte eines wichtigen französischen Politikers, der der sexuellen Gewalt gegen ein Zimmermädchen beschuldigt wird. Der Protagonist, Frédéric Jean-Paul, befindet sich an einem nicht näher bezeichneten Ort, einer Polizeistation, die auch ein Hotelzimmer ist, einer Vorhölle, einem Fegefeuer, einer Folterkammer in Gegenwart zweier surrealer Kerkermeister, die ihn über Nacht unter Arrest halten sollen, während er auf die Vorladung des Gerichts wartet.

Es treffen seine Frau Barbara und Marcel Labiche, der Anwalt und Sekretär der Sozialistischen Partei Frankreichs, ein. Jean-Paul beginnt jeder Logik zu entkommen, und sein scheinbarer Wahnsinn zwingt jede der Figuren zu einer persönlichen Position, zu einer unvorhersehbaren Reaktion: Der Vorwurf der Vergewaltigung wird zur unvergleichlichen Gelegenheit für eine endgültige Reprise. Die Nacht in der Zelle wird zu einem Ort und einer Zeit des Prozesses, der Wahrheit, in der dank der Mechanismen des Theaters die Rollen umgestoßen werden, ebenso wie die Begriffe Unschuld und Schuld, Wahrheit und Lüge, Freiheit und Zwang.

Der Vorwurf der Vergewaltigung wird zur Metapher für die Gewalt, die die menschliche, kulturelle und politische Krise im Westen beherrscht: die Dynamiken, die die Geschichte bewegen, sind die gleichen, die im Herzen des Menschen wirken. Und es gibt kein größeres und unerbittlicheres Geheimnis als das der eigenen Person. Das Stück stellt ein „zeitgemäßes“ Recycling konventioneller dramatischer Traditionen im Zusammenhang mit Tragödien dar: Getreu dem Diktat der aristotelischen Einheit von Zeit und Ort ist es in den regelmäßigen Versen der italienischen Metriken komponiert.

 

 

HEILIGER KRIEG

(Guerra santa)

 

Deutsch von Doris Geml

1 D, 1 H / variable Dek.

 

UA 05. März 2019 Teatro Santa Chiara, Brescia

DSE frei / Übersetzung ins Französische

 

Auf der Bühne zwei Charaktere an einem warmen Frühlingsabend in der Kirche einer großen italienischen Stadt: ein Priester, der sich auf die bevorstehenden Osterfeierlichkeiten vorbereitet, und Leila, eine von Nonnen aufgezogene junge Waise, die sieben Jahre zuvor aus dem Institut geflohen war, um sich den islamischen Terroristen anzuschließen. Laura konfrontiert ihren ehemaligen Lehrer mit ihren Ansichten zu Glaube, Liebe und Religion und stellt ihn in der Nacht vor Ostern auf eine Probe.

Heiliger Krieg ist eine beispiellose Reflexion über den islamistischen Terrorismus und den europäischen Nihilismus, aber vor allem ein Generationendrama.   

 

 

REVOLUTIONEN

(Rivoluzioni)

 

Stück

Deutsch von Sabine Heymann

2 D, 5 H / var. Dek.

 

UA 2024 als Koproduktion des Emilia Romagna Teatro (Teatro Stabile di Bologna und Modena), Centro Teatrale Bresciano, Brescia und dem Teatro Piemonte Europa, Turin

DSE frei

 

Ein großartiges und fesselndes Stück über die Entstehung, Entwicklung und das Ende der Brigate Rosse, der weltberühmten Roten Brigaden. Die Mitglieder der Roten Brigaden sahen sich als bewaffneter Arm des Proletariats in einem Krieg und wollten – so unbegreiflich dies heutzutage erscheinen mag – vom Staat nicht als Verbrecher, sondern als gegnerische Macht anerkannt werden, militärisch und politisch.

Das Stück durchläuft die Geschichte dieser bewaffneten Gruppe von innen heraus, indem es sie mit der poetischen, performativen Stimme ihrer wichtigsten historischen Protagonisten, unter anderem Renato Curcio und Mara/Margherita Cagol, erzählt.

Mit dokumentarischem Blick auf die Ereignisse und den historisch-politischen Kontext erklären sich die Akteure, schildern ihre Beweggründe, wobei im Zentrum immer wieder die Diskussion über die Anwendung von Gewalt steht. Spannend zu verfolgen ist zudem die Schilderung dessen, was eine Terroristen-Karriere mit den Menschen macht – den Opfern und den Tätern.

 

 

SOMMERERZÄHLUNG

(Racconto d’estate)

 

Deutsch von Sabine Heymann

2 D, 2 H / var. Dek.

 

UA 2019 Teatro Franco Parenti, Centro Teatrale Bresciano

DSE frei

 

Eine Schauspielerin, die ihre Karriere wegen der Geburt ihres einzigen Sohnes geopfert hat. Ihr Ehemann, ein Lehrer, der in eine Sackgasse geraten ist. Ein reiches Mädchen, das sich krankhaft für das Leben im Slum interessiert. Schließlich ein androgyner Junge, der sich in einem kleinen Nachtclub in einer der exklusivsten Gegenden der Stadt prostituiert. In einem surrealen nächtlichen Madrid suchen sich diese vier Figuren gegenseitig auf, berühren sich, kreuzen sich, verletzen sich gegenseitig. Das dunkle und schwer fassbare Zentrum der Geschichte ist das Verschwinden von Luis: Sohn, Freund, Liebhaber, Junge von unglaublicher Schönheit, von dem seit Jahren keine Nachricht mehr eingegangen ist.

Ein Text, der dramatisch, tragisch, poetisch, surreal und in einem gewissen Sinne auch philosophisch ist, ein psychoanalytisches Diagramm einer Kleinfamilie, Reflexion über Identität und Gender.

 

   

STILLLEBEN MIT SCHAUSPIELERN

(Natura morta con attori)

 

 Deutsch von Werner Waas

1 D, 1 H / 1. Dek.

 

UA 24. September 2016 Piccolo Teatro Grassi, Milano

DSE frei / Übersetzung ins Französische

 

Ein Mann und eine junge Frau. Matteo und Marta. Marta träumt davon, Schauspielerin zu werden, aber sie arbeitet als Prostituierte, Matteo schrieb möglicherweise in der Vergangenheit Gedichte, jetzt tötet er Dichter, weil ihre Anwesenheit ihn an „meine Abwesenheit von dieser Welt, von jeder Welt“ erinnert. Sie treffen sich im Internet und beschließen, sich zu treffen, aber es scheint, dass sie sich bereits vor Jahren getroffen haben: in Venedig, während einer Studentendemonstration. Die Begegnung führt zu einem Dialog, der verzweifelt und wild ist, auf der Suche nach der Wahrheit mit sich selbst und mit anderen.

Natura morta con attori ist ein feuriges Werk von seltener Schönheit. Das Drama berührt alle wichtigen Themen, die die Geschichte des Theaters und des Denkens mit unbändiger Dringlichkeit durchziehen: das Dilemma von Sein und Nichtsein, von Identität und Wahrheit, von Sprache im Verhältnis zur Welt und von ihren Möglichkeiten, sie zu beschreiben. Aber vor allem ist es die Liebe, die spricht: Liebe als Verlassenheit, als einzige Chance zu existieren, jenseits aller Darstellungen von uns selbst. Die Repräsentation, die für uns der einzige Weg zur Begegnung mit anderen und der Welt zu sein scheint, ist in gewisser Weise der Antagonist dieser Arbeit.

 

   

DER TRAUM – EIN MÄRCHHEN

(Favola) 

 

Deutsch von Sabine Heymann

1 D, 1 H / 1 Dek.

 

UA 10. Februar 2023 Teatro Sant’Afra, Brescia in einer Produktion des Theaters Piccola Compagnia della Magnolia

DSE frei

Übersetzungen ins Englische, Französische und Mazedonisch

 

Ein Mann und eine Frau, eingesperrt in einem Raum, aus dem es keinen Ausgang gibt. In diesem klaustrophobischen Raum, der nur von einem großen Fernsehbildschirm beherrscht wird, inszeniert die Frau drei Geschichten. Drei Visionen, drei Träume, die sich jeweils zu einem anderen historischen Zeitpunkt ereignen: 1617 in London, 1793 in Paris und 1856 in Boone. In jeder Episode sind sie und ihr Mann die Protagonisten eines Gewaltakts, der Übermacht eines Mannes über eine Frau, der Mächtigen über die Machtlosen. Jede Episode ist ein Wendepunkt in der westlichen Moderne, ein Schlüsselmoment für das Verständnis der widersprüchlichen Identität der Gegenwart. Aber jeder Traum ist auch ein Rätsel, hinter dem sich das Trauma der Frau verbirgt: eine Tochter, deren Anwesenheit von Anfang an angedeutet wird, die aber auf mysteriöse Weise nie gesehen wird.

Favola ist ein politisches Theaterexperiment, das mit den Mitteln der Poesie dargestellt wird, ein säkulares Ritual, das die Gerechtigkeit der heutigen Gesellschaft in Frage stellt.

 

 

  

  

 

 

nach oben